“Um ein ‚guter Journalist‘ zu sein, reicht es offenbar nicht aus, ein guter Reporter zu sein oder Zugang zu einer gewissen Menge an „Insider-Informationen“ zu haben (die meist nicht leicht zu überprüfen sind). Es bedarf vor allem eines gründlichen Studiums von Geschichte, Geographie, Wirtschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Religion, Anthropologie, Sprachen usw. Zumindest in Europa hat ein sehr großer Teil der Zeitungskorrespondenten und verantwortlichen Redakteure ein Hochschulstudium absolviert. Dennoch besteht die Gefahr, dass ein unausgegorenes Element mit dürftiger Ausbildung, wenig Erfahrung in der Welt und schlecht fundiertem Wissen Zugang zu Schlüsselpositionen im Journalismus erhält. (Das Handicap der europäischen Presse besteht im Mangel an finanziellen Mitteln; das führt dazu, dass theoretisch qualifizierte Leute das Weltgeschehen aus der Ferne beurteilen, was ebenso verhängnisvoll ist wie der Unwissende, der vor Ort schreibt. Und da die Presse schnell arbeiten muss, ist sie versucht, so zu schreiben und zu informieren, dass es dem Publikum gefällt. Der Durchschnittsleser legt mehr Wert auf schriftstellerisches Können als auf einen stichhaltigen Kommentar. So ist die Presse in vielen Ländern zu einem Zufluchtsort für den schrecklichen Simplificateur in Form des linken Halbwahrsagers geworden.“
Erik von Kühnelt-Leddihn