Die Unbelehrbarkeit der Linken

Journalismus ist, etwas zu veröffentlichen, was andere nicht wollen, dass es veröffentlicht wird. Alles andere ist Propaganda.

— George Orwell (1903 – 1950)

Die Unbelehrbarkeit der Linken

„Im Grunde beruht das linke Projekt auf fehlgeleiteter Religiosität: Es ist der Versuch, das Reich Gottes im Diesseits und ohne Gott herbeizuzwingen. Gesellschaftliche Strukturen und Mentalitäten, die dem linken Projekt im Wege stehen, können aus dieser Perspektive keine Notwendigkeiten darstellen, können nur zerstörenswert sein, weil sie die Errichtung des säkularen Neuen Jerusalem behinder. Zeitigen die einzelnen Schritte dieses Zerstörungswerks, das die Linke als Heilswerk missdeutet, unerwünschte und vor allem unvorhergesehene Rückwirkungen – an sich ein deutlicher Hinweis auf die Fehlerhaftigkeit der zugrunde liegenden Theorie -, so zieht die Linke daraus nicht etwa den naheliegenden Schluss, ihre Ideologie zu überdenken, sondern folgert im Gegenteil, ihre Utopie sei noch nicht umfassend genug verwirklicht und müsse erst recht verfolgt werden. Indem sie den Beweis beziehungsweise die Widerlegung ihrer Theorien also in eine nie erreichbare Zukunft, eine Art diesseitiges Jensseits, verlegt, immunisiert sich die Linke gegen jede durch empirische Fakten untermauerte Kritik.

Konservative haben eine instinktive Abneigung dagegen, sich mit einer solchen Linken auf Debatten einzulassen: Solange der einzelne in seinem quasi-religiösen linken Wahnsystem gefangen bleibt, ist er gegen Argumente immun. Indem man aber mit ihm diskutiert und die von ihm kritisierten Strukturen verteidigt, gesteht man ihm, und sei es nur theoretisch, zu, dass er recht haben könnte. Was nicht als Selbstverständlichkeit akzeptiert, sondern durch und aufgrund von Argumenten gestützt und bejaht wird, kann im Prinzip immer auch verneint werden. Für Strukturen, die gerade davon leben, nicht hinterfragt, sondern akzeptiert zu werden, ist diese Art konservativer Verteidigung ein Medikament mit schwerwiegenden Nebenwirkungen. Letztlich ist Glaube, nicht Räsonnement die Grundlage menschlicher Solidarität.

Es gibt also für Konservative gute Gründe, es dabei zu belassen und eine systematische Herleitung ihrer Begriffe gar nicht erst zu versuchen. Dass diese Begriffe sich bewährt haben, spontan von jedermann geteilt werden, der nicht darauf konditioniert wurde, sie abzulehnen, und weder existieren könnten noch verwendet würden, wenn ihnen kein empirisches Äquivalent gegenüberstünde und sie keine Funktion erfüllten, sollte ausreichen, die linken Dekonstruktionsversuche zurückzuweisen. Ein Problem vieler Konservativer ist, dass diese guten Gründe ihnen naturgemäß nicht geläufig sind.“

Manfred Kleine-Hartlage (Konservativen-Beschimpfung, 2020)

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