Sozialistischer Terror à la Lenin – Einschüchterungen und Besserungsarbeitslager (GULag)

Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.

— Mark Twain

Sozialistischer Terror à la Lenin – Einschüchterungen und Besserungsarbeitslager (GULag)

„Das wichtigste Instrument zur Implantierung einer Politik à la 1793 in die russische Nachkriegsrealität war die von Lenin ersonnene ‚Außerordentliche Kommission für den Kampf gegen die Konterrevolutionäre und Sabotage‘ (abgekürzt WeTscheKa oder Tscheka: Mit ihrer Gründung im Dezember 1917 – nur wenige Wochen nach dem Putsch – stellte er unter Beweis, wie gründlich er die Lektion der französischen Terreur gelernt hatte. Er wußte, dass die Vollbeschäftigung der Guillotine seinerzeit nicht genügt hatte, um die Diktatur der Tugend zu festigen: Nie würde eine Revolution in Sicherheit sein, solange sie Individuen am Leben ließ, die zu einer Aktion wie der des Thermidor fähig blieben. Die Gefahr für die junge Revolution ging nach seiner Analyse nicht so sehr vom Einsatz terroristischer Mittel und dem Widerwillen der Bourgeoisie gegen sie aus, sondern von ihrer halbherzigen Anwendung. Seine historische Aufgabe würde der Terror erst in dem Augenblick erfüllen, wenn es niemand mehr wagte, sich gegen ihn aufzulehnen. Die historische Mission der Tescheka bestand darin, den Mut zur Verneinung der bolschewistischen Herrschaft im Lauf der Jahre zu einer unrussischen Eigenschaft zu machen.

In diesem Land würde es niemals einen Thermidor geben: Lenins Entschlüsse von 1917 und 1918 ergeben erst Sinn im Licht dieses psychopolitischen Axioms. Die ‚Dekrete über den Roten Terror‘ vom September 1918 schrieben nicht nur der Geheimpolizei scharfe Direktiven vor, sie schufen darüber hinaus die doktrinalen Anfänge des Systems der ‚Besserungsarbeitslager‘ (GULag), in dem das Konzept der Lebensvernichtung durch Arbeit unter dem Vorwand der politischen Erziehung in die Praxis umgesetzt wurde.“

Peter Sloterdijk (Die schrecklichen Kinder der Neuzeit)

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