So funktioniert unsere Wirtschaft – Teil 3

Niemand wird mehr gehasst, als derjenige der die Wahrheit sagt.

— Platon

So funktioniert unsere Wirtschaft – Teil 3

Markus Ross 30.11.2020Wirtschaft

Das Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge ist wichtig, um als Bürger und Wähler die Wirtschaftspolitik der Regierungen beurteilen zu können. Wie ist ‚Geld‘ entstanden, was ist ‚stabiles‘ Geld und wie wirkt sich die Inflationierung der Geldmenge auf das Vermögen der Bürger aus? Wie ist der Einfluss von Inflation und Staatsverschuldung auf Konjunkturzyklen und welche Rolle spielt die Börse? Ein Beitrag von Markus Ross aus unserer Reihe “Das kleine Einmaleins der Ökonomie”.

„Sobald mehr als die Hälfte der Bevölkerung eines Landes ihr Einkommen ganz oder teilweise vom Staat bezieht, ist eine Umkehr auf dem Weg in die Knechtschaft nicht mehr möglich.“

Roland Baader

Geldtheorien

“It is well enough that people of the nation do not understand our banking and monetary system, for if they did, I believe there would be a revolution before tomorrow morning.”

Henry Ford

Es gibt verschiedene Geldtheorien. Entsprechend der Reihenfolge ihres historischen Auftretens sind zu nennen die ‚quantitative Theorie‘, die ‚qualitative Theorie‘ und die ‚Neutralitätstheorie des Geldes‘.

Die Quantitätstheorie wurde entwickelt, um den massiven Preisanstieg zu erklären, zu dem es in Spanien im 16. Jahrhundert aufgrund des enormen Imports von Edelmetallen aus den spanischen Kolonien in Südamerika kam. Der Wirtschaftswissenschaftler Jean Bodin (Frankreich 1502-1596) erklärte den Preisanstieg damit, dass der Wert des Geldes sich umgekehrt proportional zu dem Angebot von Gütern auf dem Markt verhalten würde. Je mehr Geld und je weniger Güter vorhanden seien, desto geringer der Wert, d.h. die Kaufkraft des Geldes, und umgekehrt. (Seite 41 ff)

Diese Theorie hat einen wahren Kern leidet aber an zwei Irrtümern: Sie basiert auf der Annahme einer autarken Wirtschaft und darauf, dass das jeweilige Geld nur in dem einen Land eingesetzt werden kann. Tatsächlich aber zirkulieren sowohl Geld als auch Waren international und ein Land mit großem Geldangebot und einer Knappheit an Gütern kann ein reiches Land sein, wenn es jenseits der Grenzen Länder gibt mit Geldknappheit und einem Güterüberangebot.

Weiterhin basiert sie auf der Annahme, dass Geld nur ein Tauschmedium ist und nur zur Bezahlung von Gütern und Leistungen eingesetzt wird. Aber Geld hat noch weitere Zwecke, wie zum Beispiel die Vermögensaufbewahrungsfunktion und die Funktion, den Waren einen Wert zuzumessen.

Die ‚Qualitätstheorie‘ dagegen stellt nur auf den intrinsischen Wert der Edelmetalle ab, die das Geld enthält (John Locke, England, 1632-1704). Auch diese Theorie enthält einen wahren Kern, berücksichtigt aber nicht alle Faktoren. Nach dieser Theorie orientiert sich der Wert einer Währung allein oder zumindest vorrangig an den bei der Zentralbank hinterlegten Edelmetallbeständen. Diese Ansicht vernachlässigt aber wichtige Einflussfaktoren wie das Wirtschaftswachstum eines Landes, die vorhandene Infrastruktur, die Ausbildung der Menschen (das ‚Humankapital‘) oder den Kapitalstock.

Die Neutralitätstheorie hingegen sieht Geld nur als einen Wertmaßstab für Waren und Dienstleistungen an (David Hume, England 1711-1776 und John Stuart Mill, England 1806-1873). Geld und Waren hätten aber gegenseitig keinen Einfluss aufeinander. Diese Theorie geht fälschlich von einer vereinfachenden Annahme aus, dass alle Transaktionen am Markt letztlich Tauschgeschäfte seien. Im realen Leben steht zwischen dem Tausch von Gütern/Waren ein anderes Gut, nämlich Geld. Waren werden nicht unmittelbar gegeneinander getauscht sondern über den Umweg über Geld als Tauschmedium. Ein Tauschhandel (‚Barter Trade‘) ist direkt und bilateral, wogegen der ‚Markt‘, ausgedrückt in Geldpreisen, indirekt und multilateral ist. Daraus folgt, dass Geld, als eigene Ware, die jeweils ‚getauscht‘ wird, einen eigenen Wert haben muss, der von Marktfaktoren bestimmt wird, insbesondere durch bessere oder schlechtere Qualität und Knappheit oder Überschuss. Gegen Geld werden mehr oder weniger Güter eingetauscht, abhängig von dem Wert, der dem Geld zugemessen wird. Geld ist nicht gleich Geld. Manche Geldformen werden gegenüber anderen präferiert. Geld wird höher eingeschätzt, wenn es knapp ist, schlechter, wenn es im Überfluss vorhanden ist. Geld bleibt weiterhin ein Wertmaßstab für Güter, aber es ist eben auch selbst ein Gut, dessen Nutzwert abhängt von seiner Qualität (z.B. Material), seiner Funktion und dem Angebot und der Nachfrage nach diesem Geld.

Insofern müssen alle drei Geldwerttheorien (qualitativ, quantitativ, neutral) gemeinsam angewandt werden.

Inflation und Deflation

Inflation ist das Aufblähen der Geldmenge. Das Ansteigen der Preise ist nicht ‚Inflation‘ sondern das ist ‚Teuerung‘ oder ‚Preisinflation‘. Wenn die Geldmenge fällt, spricht man von ‚Deflation‘.

Die Preisinflation folgt der Inflation (dem Aufblähen der Geldmenge) erfahrungsgemäß in ‚normalen‘ Zeiten mit etwa einem Jahr Verzögerung und normalerweise liegt die Korrelation zwischen beiden Größen fast exakt eins zu eins. Das ist aber nicht zwingend.

„Nichts hat, worauf Lenin hingewiesen hat, eine so desorganisierende Wirkung wie eine Inflation: ‚um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muß man ihr Geldwesen verwüsten‘.“

Joseph Schumpeter

Wenn bei einer steigenden Geldmenge die Gütermenge im gleichen Verhältnis ansteigt, wird sich das Preisniveau zunächst einmal nicht verändern. Dabei erhöhen sich aber nicht alle Preise im gleichen Maße. In den letzten Jahren zum Beispiel gab es über Globalisierungseffekte und Billigimporte in manchen Bereichen sogar einen Preisdruck (Computer) und gestiegen sind bislang vor allem Vermögenspreise, das heißt unter anderem die Preise von Immobilien und Aktien. In den letzten hundert Jahren hätten die Güterpreise eigentlich insgesamt rapide sinken müssen, weil das Produktivitätswachstum der westlichen Länder seit der Industriellen Revolution gewaltig war.

Wenn die Menge des Geldes in den Händen der Konsumenten steigt oder fällt, können sie mit diesem Geld entsprechend mehr oder weniger Güter erwerben. Der Quotient aus der angebotenen Gütermenge geteilt durch die gesamte verfügbare Geldmenge ist, bei sonst gleichen Bedingungen, die Kaufkraft des Geldes – wie viel Ware bekomme ich für mein Geld.

Solange es noch die Golddeckung gab, kam es zu Inflation, wenn aus den Goldminen mehr Gold gewonnen wurde und ins Land gebracht wurde und im gleichen Wert mehr Geld in Umlauf kam. Wenn bei einem durch den Zufluss von Gold ausgelösten Anstieg der Geldmenge das Warenangebot nicht in gleichem Maß anstieg, kam es zu einem entsprechenden Preisanstieg.

Zu einer Deflation kam es, wenn durch technischen Fortschritt und eine wachsende Bevölkerung ein Überschuss von Waren produziert wurde, ohne dass sich die umlaufende Geldmenge entsprechend erhöhte.

Es gibt auch eine ‚Kostendrucktheorie der Inflation‘, diese Theorie wurde aber bereits um das Jahr 1870 herum von den Ökonomen Carl Menger, Walras und William Stanley Jevons widerlegt. Preisinflation wird immer von der Nachfrageseite her ausgelöst und nicht von steigenden Kosten der Produzenten – es sei denn, die Kostensteigerungen sind selbst wieder inflationsgetrieben.

Falsch ist auch die Theorie, Preisinflation sei eine Begleiterscheinung des Wirtschaftswachstums. Das Gegenteil ist richtig: Ein Mehr an Gütern bedeutet in aller Regel niedrigere Preise je Gut.

„Das Preisniveau kann ohne Ausweitung der Geldmenge nicht steigen; genauso wenig, wie der Wasserpegel einer Badewanne steigen kann, wenn man kein neues Wasser zugießt.“

Roland Baader

Auf breiter Fläche sinkende Preise sind nicht Deflation, sondern eine Folgeerscheinung der Deflation, einer schrumpfenden Geldmenge. Preise sinken regelmäßig auch aus anderen Gründen, wie zum Beispiel einem größeren Angebot, sinkender Nachfrage und einer gestiegenen Produktivität aufgrund technischen Fortschritts und neuer Maschinen.

Allgemein sinkende Preise kommen nur bei schrumpfender Geld- und Kreditmenge vor oder wenn die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes abnimmt.

In einem Gold- oder Silberstandard kommt Deflation an sich nicht vor. Wenn Geld mit Gold oder Silber oder anderen Edelmetallen hinterlegt ist, kann die Geldmenge normalerweise nur langsam wachsen, da die Edelmetalle erst einmal geschürft und die Münzen oder Barren geprägt werden müssen. Und eine nennenswerte Schrumpfung der Geldmenge ist vor diesem Hintergrund auch schwer vollstellbar. Wenn dann über einen – durch Ersparnis ermöglichten – höheren Kapitaleinsatz oder sonstiger Einflussfaktoren, die die Produktivität erhöhen, mehr Güter und Dienstleistungen produziert werden, auf eine unveränderte Geldmenge treffen, führt das tendenziell laufend zu leicht sinkenden Preisen. Und niedrigere Preise steigern den Wohlstand der Menschen, weil sie sich dann mehr leisten können.

Deflation ist nur dann wirklich kritisch, wenn sie Folge einer schrumpfenden Geldmenge ist. Das passiert in aller Regel, um inflationäre Fehlentwicklungen einer zuvor aufgeblähten Geldmenge zu korrigieren. Dennoch ist in dieser Situation die Deflation mit all ihren hässlichen und äußerst unangenehmen Folgen für die Menschen die einzig denkbare Kur für die vorherigen inflationären Übertreibungen. Je länger man damit wartet, desto schlimmer wird es, desto böser wird das Erwachen sein.

Der auch von vielen Ökonomen vertretene Irrglaube, sinkende Preise würden Deflation bedeuten und müssten gefürchtet und um jeden Preis verhindert werden, führt dazu, dass nötige Anpassungen verzögert werden und durch weitere Inflationierungsmaßnahmen die nachfolgende Krise verschlimmert wird (so zum Beispiel durch die Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken in der Corona-Krise). Zur Lösung einer deflationären Krise ist es leider sogar erforderlich, dass Preise und Löhne weiter sinken, bevor eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung möglich ist. Sinkende Preise und Löhne sind einerseits die Folge und andererseits auch das Heilmittel der (künstlich herbeigeführten) Deflation in Folge einer (künstlich herbeigeführten) Inflation.

Wenn die Preise ausreichend gesunken sind, werden die Menschen auch wieder mehr konsumieren und die Wirtschaft beginnt sich zu erholen. Wer das verhindert, verschlimmert und verlängert die Deflation. Deflation ist ein schmerzhafter Prozess der finanziellen Schrumpfung und Gesundung.

Wir fassen zusammen: Aus dem normalen Wirtschaftsgeschehen resultierende Inflation und Deflation ist im allgemeinen nicht problematisch, die Auswirkungen sind eher gering und können durch Preisanpassungen wieder bereinigt werden. Wenn Inflation und Deflation aber von Regierungen und Zentralbanken künstlich herbeigeführt werden, können die Folgen sehr ernst sein. Das haben die Ausführungen zur Weltwirtschaftskrise 1929 gezeigt.

Nur diese staatlich herbeigeführte Inflation (oder Deflation) ist gemeint, wenn man von den bösen Auswirkungen der Inflation spricht. Diese Form der Inflation entsteht, wenn eine Regierung, die Geld braucht, Zugriff auf die Geld-Druckerpresse hat. Den Staat kostet das Drucken frischen Papiergelds nichts außer den Kosten für Papier und Druck. Aber dieses frisch gedruckte Geld in der Hand des Staates ist nominal genau so viel Wert wie das Geld, für das die Bürger hart gearbeitet haben. Die zum Konsum verfügbaren Güter sind nicht mehr geworden durch das Gelddrucken und müssen jetzt aufgeteilt werden auf das neue und das alte Geld. Das ist ähnlich wie wenn man Wein mit Wasser verdünnt. Die Regierung gießt Wasser in den Wein des Volkes und beansprucht einen Teil des verdünnten Weines für sich selbst. Und finanziert damit seine eigenen Ausgaben, die Gehälter von mehr oder weniger nützlichen Bürokraten, mehr oder weniger sinnvolle staatliche Projekte oder von sinnlosen Kriegen, die besser vermieden worden wären.

Bei Lichte betrachtet werden alle diese Zahlungen finanziert mit einem Teil des Weines, der den Bürgern vom Staat entzogen wurde.

Das Ganze ist kaum besser oder anders, als wenn jemand heimlich einen Stromzähler umgeht, nicht für den verbrauchten Strom bezahlt und die Kosten der Allgemeinheit aufbürdet. Oder wenn ein Betrüger selbst illegal Geld druckt und in Umlauf bringt.

Durch solche Maßnahmen entzieht der Staat willkürlich den Bürgern einen Teil der Früchte ihrer Arbeit um es nach eigenem Gutdünken ‚umzuverteilen‘.

Besonders verwerflich ist, dass durch die Politik des willkürlichen Gelddruckens die Armen besonders geschädigt werden, denn ein Millionär spürt die Auswirkungen einer Wegnahme von 30% seines Besitzes deutlich weniger als ein Armer und der von einer Inflation ausgelöste Anstieg der Löhne kann in der Regel nicht mit dem Anstieg der Lebenshaltungskosten mithalten.

Als positiver Effekt der Inflation wird regelmäßig angeführt, dass sie den Schuldnern zu Gute kommen würde, da sie ihre Schulden mit ‚schlechterem‘ Geld zurückbezahlen könnten. Aber diese Theorie beruht auf der falschen Annahme, dass alle Schuldner arm und alle Kreditgeber reich seien. De facto bekommt aber jemand in der Regel nur Geld geliehen, wenn er Vermögen hat; niemand leiht einem Pleitier Geld. Die Kreditgeber sind, zumindest indirekt, die Anteilseigner der Banken und die große Masse der Sparer mit ihren Einlagen bei den Banken.

Auch eine künstlich herbeigeführte Deflation führt zu ungerechten Ergebnissen, da die am Ende des Inflationsprozesses aufgenommenen Kredite in schlechtem Geld von diesen neuen Kreditnehmer später mit gutem Geld zurückgezahlt werden müssen.

Aus diesen Gründen wird von vielen ‚stabiles Geld‘ gefordert als ideales Tauschmittel. Aber stabiles Geld ist unmöglich, denn wie jede Ware, ist Geld inhärent instabil. Unabhängig von staatlichen Interventionen gibt es viele unvorhersehbare Faktoren, die den Geldwert beeinflussen. Dennoch ist es erstrebenswert, dass Geld möglichst stabil ist, oder dass sich zumindest die Schwankungen in engen Grenzen bewegen und keine großen Auswirkungen haben.

Aber wie kann das erreicht werden?

Einige empfehlen, dass sich die umlaufende Geldmenge proportional zur Menge der angebotenen Gütermenge verhalten soll. Das ist aber schwerlich kontrollierbar und umsetzbar. Insofern müssten der Exekutive umfassende Vollmachten erteilt werden zur Regulierung der Geldmenge, was heutzutage auch in fast allen Ländern der Fall ist. Das Resultat einer solchen unglücklichen Politik ist heute allerorten zu beobachten.

Was den menschlichen oder sozialen Aspekt angeht, so vergrößern Inflation und Teuerung die Schere zwischen Arm und Reich, denn die zur Geldvermehrung betriebene Niedrigzinspolitik verbilligt den Kapitaleinsatz gegenüber dem Faktor Arbeit und lässt die Vermögenspreise der Investoren steigen. Geringverdiener und Rentner auf der anderen Seite können sich dem Kaufkraftverlust deutlich weniger entziehen. „Sozial“ ist etwas anderes.

Eine ungerechte Verteilung findet bei Inflation auch insofern statt, als diejenigen, die als erste Zugang zum neuen Geld haben, gewinnen gegenüber denjenigen, die erst später das neue Geld beziehen – das nennt man den ‚Cantillon Effekt‘.

Am Ende verlieren aber fast alle Leute, weil das ständig expandierende Geldangebot gigantische Blasen erzeugt, deren unvermeidliches Platzen Vermögenswerte und Ersparnisse zerstört, sowie zu Arbeitslosigkeit und weit verbreitetem Elend führt.

Wie ungerecht die Verteilungseffekte bei einer Inflationierung sind, zeigt zum Beispiel auch ein Chart von Thomas Piketty, der damit an sich nur auf die vermeintlichen Ungerechtigkeiten des kapitalistischen Systems hinweisen möchte. Unverkennbar ist, dass die Einkommens- und Vermögensungleichheit sowohl in den USA als auch in Europa ab etwa dem Jahr 1971 tatsächlich stark zugenommen hat. Was hat sich in 1971 geändert? Im Jahr 1971 hatte der damalige US-Präsident Richard Nixon den Goldstandard aufgehoben – nicht zuletzt um einige teure kriegerische Auseinandersetzungen zu finanzieren – und seitdem inflationierten alle westlichen Zentralbanken in immer größerem Stil. Ein wesentlicher Grund dafür, dass die Schere zwischen arm und reich seitdem auseinander geht, ist offensichtlich die schleichende Entwertung des Papiergelds durch Staaten und Zentralbanken durch Inflationierung – und gerade nicht die freie Marktwirtschaft.

Die schlimmste Folge der Inflation im Papiergeldsystem ist der letzten Endes fast unvermeidliche Totalruin der Währung. Staatsbankrott und Währungsreform führen zum Totalverlust aller Geldvermögen der Bürger – eine Erfahrung, die die Deutschen im letzten Jahrhundert gleich zwei Mal machen mussten. Beide Male nach Kriegen, die zum guten Teil über die Druckerpresse finanziert worden waren.

Inflation und sporadische Währungsreformen sind in einem fiat money System regelmäßig angewandte Entschuldungsmethoden des Staates und somit geradezu systemimmanent.

Zu den negativen finanziellen Auswirkungen der Inflation kommt hinzu ein Zerfall der moralischen und gesellschaftlichen Ordnung, der am Ende oft in Chaos und Revolution mündet. Wenn Schuldenmachen belohnt und Sparsamkeit bestraft wird, wenn Klugheit, Vorsicht und Vernunft nichts mehr gelten, unterminiert das das bürgerliche ‚Geschäftsmodell‘, auf dem unser Wohlstand zu großen Teilen beruht.

„Schon beim Untergang des Römischen Reiches spielten die wechselseitig miteinander verbundenen Phänomene Militarisierung, Inflation und Überbesteuerung die Hauptrolle.“

Roland Baader

Ein Vorschlag, um den Werterhalt des Geldes zu sichern, ist die Rückkehr zu einem Goldstandard. Zu Zeiten des Goldstandards gab es die stabilste wirtschaftliche Entwicklung. Kurz nach der Aufhebung des Goldstandards in vielen westlichen Ländern begann der Erste Weltkrieg – Zufall hin, Zufall her.

Der Sinn und Zweck eines Goldstandards liegt weniger in einer absoluten Stabilität der Währungen – auch der Goldpreis schwankt in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage -, sondern darin, dass es die Staaten zu einer ordentlichen Haushaltsführung zwingt und Manipulationen an der Währung verhindert.

Am besten für die Stabilität des Geldes wäre es allerdings, wenn die Staaten ganz auf ihr Geldmonopol verzichten würden und konkurrierende private Währungen zulassen würden. Ein Beispiel für eine stabile silbergedeckte Privatwährung ist die ‚Mark Banco‘ der Privatbank ‚Hamburger Bank‘, die von 1629 bis 1875, als die Bank in die neu gegründete ‚Reichsbank‘ integriert wurde, einen stabilen Wert hatte.

Wenn man Politikern und Bürokraten Spielräume für Staatsverschuldung und Gelddrucken lässt, werden sie diese vermutlich leider früher als später ausnutzen.

In den letzten 200 Jahren gab es weltweit über 50 Hyperinflationen. Von Hyperinflation spricht man im allgemeinen bei monatlichen Preissteigerungsraten von mehr als 50%; die größte Hyperinflation jemals gab es in Ungarn 1945/1946 mit täglichen Preissteigerungsraten von 207 Prozent und einer maximalen monatlichen Rate von 4,19 Billiarden Prozent. Aber auch die vermeintlich so stabile D-Mark hatte seit ihrer Einführung im Jahr 1948 bis zur Einführung des Euro im Jahr 1999 bereits etwa 95% ihres Wertes verloren.

„Nichts hat das deutsche Volk …. so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.“

Stefan Zweig

Gelddrucken am Beispiel von ‚Monopoly‘ erklärt

Was bedeutet das Gelddrucken der Zentralbanken für den normalen Bürger?

Den meisten scheint das nicht klar zu sein, denn sonst würden sie dieses böse Spiel nicht in aller Ruhe mit sich spielen lassen. Es ist nämlich keineswegs so, dass das Gelddrucken am Vermögen der Bürger spurlos vorüber geht.

Was es für den einzelnen Bürger bedeutet, kann man an einem einfachen Beispiel aus dem Leben deutlich machen: Jeder hat vermutlich schon mal Monopoly gespielt.

Da bekommt jeder Spieler am Anfang eine genau bestimmte Menge Geld und kann damit Straßen kaufen, darauf wiederum Häuser und Hotels bauen und dafür Miete bei den Mitspielern kassieren.

Wenn man nicht genug Geld hat, kann man keine Straßen kaufen und die können von den Mitspielern weggeschnappt werden.

Wer die meisten Straßen und Häuser hat, verdient auch das meiste Geld.

Wer kein Geld mehr hat, scheidet vorzeitig aus.

Und wer am Ende am meisten Geld hat, gewinnt.

Fair ist das Spiel nur, wenn alle Spieler am Anfang des Spiels denselben Betrag an Geld erhalten und alle sich an die Regeln halten.

Man stelle sich jetzt vor, dass sich einer der Spieler das Recht nimmt, für sich selbst beliebig viel Geld frisch zu ‚drucken‘ beziehungsweise sich aus der Kasse der Bank so viel zu nehmen wie er möchte. Dieser ‚legale‘ Gelddrucker, Dieb oder Geldfälscher kann sich alles leisten, kann jeden Preis bezahlen und wird nie Pleite gehen.

Wer wird wohl gewinnen, wer verlieren?

Am Ende werden die ehrlichen Spieler Pleite sein – sie werden mit Sicherheit die Verlierer sein. Im richtigen Leben sind das die normalen Bürger.

Die unmittelbaren Gewinner sind der Staat und seine Nutznießer (Cantillon Effekt).

Und wenn das System am Ende unter den durch das Gelddrucken verursachten Schäden für die freie Wirtschaft zusammenbricht, wird es fast nur noch Verlierer geben.

Ein solch böses Spiel läuft so lange, wie es sich die Mitspieler gefallen lassen.

Beim Monopoly würden es sich die anderen Spieler von Anfang an nicht gefallen lassen, warum lassen sie es sich ‚im richtigen Leben‘ gefallen?

Die Antwort ist: Weil die meisten Bürger im richtigen Leben nicht merken oder merken wollen, welches Spiel der Staat spielt – obwohl es genau auf dasselbe herausläuft: der Bürger verliert, weil er betrogen wird.

Die meisten Bürger merken es nicht, weil die Regierungen die Wahrheit sehr gut verschleiern und die Zusammenhänge immer bewusst sehr abstrakt und unverständlich darstellen. Wer bezieht schon abstrakte Begriffe wie „Geldmenge“, “Bruttosozialprodukt“, „Beschäftigung“, „Außenhandelsüberschuss“ oder „Leistungsbilanzdefizit“ auf seine ganz persönliche Situation?

„Mit Gold als Geld – also mit echtem Geld – hätte weder der Erste noch der Zweite Weltkrieg geführt werden können. Allenfalls drei Wochen lang.“

Roland Baader

„So wird die Inflation zu dem wichtigsten psychologischen Hilfsmittel einer Wirtschaftspolitik, die ihre Folgen zu verschleiern sucht. Man kann sie in diesem Sinne als ein Werkzeug anti-demokratischer Politik bezeichnen, da sie durch Irreführung der öffentlichen Meinung einem Regierungssystem (…) den Fortbestand ermöglicht.“

Ludwig von Mises

Staatsverschuldung

„Verschuldung ist nichts weiter als vorgezogener Konsum, der in der Zukunft ausfällt.“

Dr. Hjalmar Schacht (Präsident der Deutschen Reichsbank)

Ein Staat finanziert sich über Steuern und Abgaben, die seine Bürger an ihn entrichten. Ein gut funktionierender Staat ist wichtig, ein großer Staatsapparat mit viel Bürokratie ist allerdings teuer. Die Gelder, die an den Staat fließen, stehen den Bürgern nicht mehr zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zur Verfügung. Es ist insofern wichtig, dass hier ein gesundes Maß gewahrt wird. Von der Antike bis über das Mittelalter hinaus begnügten sich Staaten und Herrscher mit etwa 10 Prozent, heute liegt die Staatsquote oft über 50%.

Über die negativen Einflüsse von staatlichen Eingriffen bis hin zur totalen Kontrolle durch Zentralplanung hatten wir schon gesprochen. Während die Keynesianer einen großen staatlichen Einfluss befürworten und dafür auch eine Schuldenaufnahme des Staates, lehnen das zum Beispiel ‚Die Österreicher‘ mit guten Argumenten ab.

Selbst Keynes verlangte jedoch, dass Staatsschulden nur in Krisensituationen aufgenommen werden sollen und in guten wirtschaftlichen Zeiten wieder abgebaut werden sollten – Letzteres wird allerdings praktisch nie umgesetzt.

Es gibt durchaus Situationen, in denen sich ein Staat verschulden können muss. Zum Beispiel in Krisenzeiten, wie Kriegen (dass auch Angriffskriege durch die ungehemmte staatliche Verschuldungsmöglichkeit erleichtert werden, ist allerdings negativ) oder (unverschuldeten) Wirtschaftseinbrüchen, zum Beispiel bei Eintritt der berühmten „Schwarzen Schwäne“. Zulässig sollte eine solche Staatsverschuldung, wie oben ausgeführt, aber auch dann nur unter der Bedingung sein, dass sie sofort bei einer Erholung zwingend wieder abgebaut wird.

Staatsschulden werden besonders problematisch, wenn sie so hoch ansteigen, dass die Zinszahlung schwierig wird und/oder das Vertrauen der Anleger schwindet (die ‚Bonität‘ sinkt) und die Aufnahme neuer Gelder erschwert oder unmöglich wird.

Staatsschulden sollten aus vielen Gründen nicht die Norm sein, sondern die Ausnahme. Das Geld, das der Staat für die Zinszahlungen aufwenden muss, steht nicht mehr für Investitionen in sinnvolle Bereiche zur Verfügung. Und auch wenn Staatsschulden fast nie zurückgezahlt werden, belasten sie immer die zukünftigen Generationen, die für den Schuldendienst aufkommen müssen. Wenn den Staatsschulden wenigstens noch sinnvolle staatliche Investitionen gegenüberstehen, die in gewisser Weise Erträge generieren, geht es noch, wenn das Geld aber verbraucht wurde, das heißt konsumiert, werden zukünftige Generationen das nicht mehr verbrauchen können, was ihre Vorfahren ‚verbraten‘ haben.

Staatsschulden sind in der Historie praktisch noch nie zurückbezahlt worden (sie wurden aber recht häufig durch Staatspleiten ‚bereinigt‘). Es gelang Ländern wie den USA oder England aber öfter, die Staatsverschuldung in Relation zur Wirtschaftsleistung (und das ist die relevante Kennziffer) deutlich abzubauen – in der Regel erfolgte das über großes Wirtschaftswachstum und niedrige Zinsen. Ein solcher relativer Schuldenabbau ist allerdings leider die Ausnahme.

Stand 2020 (vor Corona) beläuft sich die deutsche Staatsverschuldung einschließlich der „impliziten Verschuldung“ in Höhe von 5,6 Billionen Euro, inzwischen auf über 220% der jährlichen Wirtschaftsleistung (die offizielle Staatsverschuldung liegt bei ‚nur‘ 60%). Die implizite Verschuldung ist eine ‚heimliche‘, verschleierte Verschuldung, die sich aus zukünftigen Leistungsversprechen wie Grundrente, Mütterrente etc. zusammensetzt. Sie wird in den normalen Statistiken nicht erfasst – belastet aber die zukünftigen Generationen.

„Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.“

Karl Marx

(‚Kommunistisches Manifest, Punkt 5. Grund: Totale Kontrolle des Geld- und Kreditwesens bedeutet totale Kontrolle über das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben)

Börse und Spekulation

Börsen sind Handelsplätze für Wertpapiere (Aktien, Anleihen), Waren, Devisen und Derivate (u.a. Optionen und Terminkontrakte). An der Börse investieren Menschen investieren oder sie sichern Transaktionen ab oder spekulieren. Nur weil an Börsen auch spekuliert wird, sind sie kein kapitalistisches Teufelszeug. Börsen haben eine sehr wichtige Funktion im Wirtschaftsleben, denn über sie kann man einfach und schnell Transaktionen absichern und Geld investieren. Absichern können sich zum Beispiel Bauern, indem sie ihre zukünftigen Ernten schon auf Termin verkaufen können oder Firmen, die Rohstoffe auf Termin einkaufen und so eine sichere Kalkulationsbasis haben. Ein Juwelier, der goldene Ringe liefern muss, kann sich durch den Kauf von Gold auf Termin gegen den Anstieg des Goldpreises absichern. Gegen Spekulation ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden. Spekulanten spielen an der Börse sogar insofern eine wichtige Rolle, als sie Liquidität beisteuern und dadurch die Abwicklung von Transaktionen erleichtern.

Es steht auch jedem frei, mit eigenem Geld zu spekulieren, man sollte es nur nicht mit fremden Geld machen (Other Peoples‘ Money) und man sollte die Verluste verkraften können. Wenn Spekulanten ihr eigenes Geld verlieren, ist davon der Rest der Bevölkerung nicht betroffen.

An der Börse können Menschen, wenn sie sich damit auskennen, ihr Geld sinnvoll investieren und Vermögen aufbauen, zum Beispiel für ihre private Altersvorsorge. Dass recht viele Anleger an der Börse Geld verlieren, bedeutet nicht, dass Börsen an sich schlecht sind. Sie sind grundsätzlich für die meisten Menschen sogar der sinnvollste Weg zu einer guten Geldanlage. Auch an der Börse wachsen die Bäume jedoch nicht in den Himmel und selbst die wenigsten ‚Profis‘ verdienen langfristig mehr als ihre ‚Benchmark‘ (die Vergleichsrendite, in der Regel sind das Börsenindizes, letztlich reden wir über den Durchschnitt der Rendite vergleichbarer Anlagen).

Verluste treten ein, wenn man die falschen Entscheidungen getroffen hat. Emotionen wie Gier und Angst sind sehr schlechte Ratgeber. Wenn man über ein gutes Fachwissen verfügt und sich diszipliniert an bestimmte Regeln hält, lässt sich bei einem mittel- bis längerfristigen Anlegerhorizont mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an der Börse Geld verdienen. Wichtig ist, dass die Kosten niedrig gehalten werden und Timingfehler (falscher Ein- und Ausstiegszeitpunkt, oft aus Gier oder Angst) vermieden werden.

Eine der unter diesen Aspekten aus Anlegersicht erfolgreichsten Strategien ist der Aufbau eines passiv verwalteten ETF-Portfolios (ETF = Exchange Traded Funds), bei dem das Portfolio immer nur bei Bedarf an die vorher festgelegten Gewichtungen angepasst wird und aktive Entscheidungen vermieden werden. ETFs sind Fondsanlegen, die sich in aller Regel an einem Index orientieren, bei denen es keine aktiven Anlageentscheidungen gibt und die vergleichsweise sehr niedrige Gebühren haben. Wer in Aktien investiert, sollte mindestens einen Anlagehorizont von 5 Jahren haben, besser noch von 10 Jahren.

Auch Staaten Versicherungen und Pensionsfonds investieren an den Börsen. Länder wie Norwegen oder arabische Erdölproduzenten investieren einen Teil der Einnahmen aus dem Ölverkauf global in Wertpapiere und Beteiligungen, um für zukünftige Generationen Vermögen aufzubauen. Die Investitionsentscheidungen werden aber nicht von Bürokraten getroffen, sondern von gut ausgebildeten Profis.

Auf keinen Fall sollten Staaten mit den Steuergeldern spekulieren, die sie ihren Bürgern zwangsweise abnehmen.

Die Bürger können selbst an der Börse investieren oder spekulieren, dafür brauchen sie keine staatliche Bürokratie. „Eigenes“ Geld hat ein Staat nicht, auch die oben erwähnten Öleinnahmen, die zwar an den Staat fließen, sind letztlich das Geld der Bürger der jeweiligen Länder und auch das Geld der zukünftigen Generationen.

Wenn die Bürger wollten, dass der Staat für sie an der Börse spekuliert oder investiert, dann könnten sie dem Staat zum Beispiel zielgerichtet und freiwillig Geld in speziell dafür aufgelegte Fonds geben, die der Staat verwaltet – was allerdings vermutlich kein vernünftiger Mensch tun würde.

Monopole

Man wirft dem Kapitalismus auch vor, Monopole zu fördern.

Das Wort ‚Monopol‘ stammt aus dem Griechischen (monos = einzig; polein = verkaufen) und bedeutet ‚einziger, alleiniger Verkäufer‘. Das kann sich auf ein Kunstwerk, eine Erfindung, eine Warenklasse oder auch auf das Angebot von Arbeitsleistungen beziehen. In der Ökonomie verwendet man den Begriff ‚Monopol’ um eine Situation zu beschreiben, in der das freie Spiel der Marktkräfte, von Angebot und Nachfrage, gestört oder ausgehebelt ist.

Monopole gibt es schon seit Urzeiten. Bereits in den ältesten Gemeinschaften gab es Monopole für Salz, Edelmetalle, Parfum, Farbstoffe und, während des Verfalls des Römischen Reiches, sogar für Stoffe und Getreide.

Im Mittelalter hatten die Gilden (Zünfte) ein doppeltes Monopol, und zwar kontrollierten sie die Produktion und den Arbeitsmarkt. Diese Rechte setzten sich bis in die Zeit der Absoluten Monarchien fort, wobei diese sich sukzessive Rechte selbst aneigneten, um Einnahmen für sich zu generieren. Ein großer Teil des Adels lebte vom Einkommen aus Monopolen.

Aufgrund der Existenz solcher englischen Monopole wurde in die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung der Passus über die ‚Freiheit der Arbeit“ und das ‚Recht zum Streben nach Glück‘ aufgenommen. Gleiches wurde in die Französische Verfassung nach der Französischen Revolution aufgenommen.

Monopole sind nicht vereinbar mit einer modernen freien Wirtschaft. Dennoch wird es immer Bestrebungen von Unternehmern geben, ihre Gewinne dadurch zu erhöhen, dass sie sich zusammentun, um gemeinsam in bestimmten Bereichen eine Monopolstellung zu erreichen. Aber in einem Umfeld freien Unternehmertums wird es in Anbetracht der hohen Gewinnmargen eine andere Gruppe von Unternehmern geben, die deren Kunden mit niedrigeren Preisen abzuwerben versuchen. Der Effekt werden wieder sinkende Preise sein bis zu einem ‚normalen‘ Wettbewerbsniveau. Das funktioniert allerdings nur in einem freien Umfeld, wo keine Gruppe staatlich protegiert und vor Wettbewerb geschützt wird (Lizenzen, hohe Zölle, Steuervorteile, Subventionen..).

Es findet sich in der Geschichte kein einziges Beispiel eines Monopols, das ohne staatlichen Schutz Bestand hatte.

Monopole mit ihrer schädlichen Wirkung haben also in einer freien Marktwirtschaft an sich keinen Platz.

Der ökonomische Prozess, Konjunkturzyklen, Krisen

Der ökonomische Prozess besteht aus drei Phasen: Produktion, Distribution und Konsum. Sie sind Phasen eines lebendigen und dynamischen Zyklus, die nicht losgelöst voneinander nacheinander ablaufen, sondern in einem bestimmten Rhythmus, wie Zahnräder ineinandergreifend. Die Zeit ist bei diesem Prozess ein wichtiger Faktor, denn Produktion und Vertrieb müssen finanziert werden. Zeit ist Geld. Die Wirtschaft ist, wie das menschliche Leben, nicht statisch oder gleichmäßig ‚pulsierend‘. Regelmäßig kommen nicht planbare neue Technologien auf oder „disruptive Ereignisse“, wie Erdbeben, Kriege oder Pandemien.

Der Ökonom Joseph Schumpeter hat sich eingehend mit Konkunkturzyklen beschäftigt. Unter Bezug auf den russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff unterscheidet Schumpeter primär zwischen drei unterschiedlichen Zyklen beziehungsweise Wellenbewegungen. Er spricht von Kondratieff-Wellen, die 40-60 Jahre dauern, sowie Juglar-Wellen mit einer Dauer von 7-10 Jahren und Kitchin-Wellen, die durchschnittlich 40 Monate dauern. Die jeweils neuen Kondratieff-Wellen werden ihrer Ansicht nach durch revolutionäre ‚Basisinnovationen‘ ausgelöst, die nach ihrer Entdeckung und ihrem breiteren Einsatz in der Praxis ‚die Welt verändern‘.

Bis heute hat man folgende Kondratieff-Wellen identifiziert:

Erste Welle: Industrielle Revolution bis 1780-1840

Zweite Welle: Dampfmaschine und Stahl, 1840-1897

Dritte Welle: Elektrizität, Chemie ab 1898 – 1940

Vierte Welle: Petrochemie und Automobil 1940 -1990

Fünfte Welle: Informations- und Kommunikationstechnik 1990 –

Die Sechste Welle, die irgendwann beginnen wird, könnte zum Beispiel ausgelöst werden durch Erfindungen im Bereich Künstliche Intelligenz, Nanotechnologie oder Biotechnologie.

Innovationsschübe werden ausgelöst über bahnbrechende Erfindungen. Geforscht wird immer, allerdings nicht immer mit dem gleichen Elan. Unternehmen geben laufend viel Geld für Forschung und Entwicklung aus, um in ihrem Bereich technologisch führend zu sein (in den Bilanzen findet man die entsprechenden Ausgaben unter ‚F+E‘; englisch: Research and Development, R+D). Große Veränderungen und neue Kondratieff-Zyklen treten ein, wenn neue Erfindungen Lösungen bieten für Probleme, die im alten Zyklus aufgetreten sind und dort starkes weiteres Wachstum verhindert hatten. Radikale, basisinnovative Lösungen werden zum ‚game changer‘. Die einmal von innovativen und risikofreudigen Unternehmern in den Markt eingeführten Basisinnovationen (Amazon…) setzen sich mit zunehmender Geschwindigkeit durch, mehr und mehr Kapital fliesst in solche Verwendungen, alte Konzepte verlieren weiter an Rentabilität.

Das grundlegende Prinzip des ökonomischen Prozesses ist nicht ein Gleichgewicht, sondern das Ungleichgewicht. Gleichgewicht würde zu ökonomischer Stagnation führen; Ungleichgewicht ist die treibende Kraft, die die Wirtschaft am Leben hält und zu Fortschritt führt. Das Wirtschaftsleben ist nicht Ruhe, Friede und Sicherheit; es verlangt Unruhe, Drang, Risiken und Abenteuer. Weitere Antriebsfaktoren sind die Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation und der Wunsch und das Bestreben, Dinge besser zu machen, Abläufe effizienter zu gestalten, Zeit zu sparen – ‚effektiver‘ zu werden.

Insofern sind zyklische Bewegungen der Wirtschaft und Veränderungen vollkommen normal. Auf Aufschwungphasen folgen regelmäßig Phasen der Abschwächung, die dann auch immer mit einer gewissen Arbeitslosigkeit verbunden sein wird (gemeint sind nicht ‚Boom‘ und ‚Bust‘-Phasen, die an anderer Stelle besprochen werden). Eine freie Wirtschaft hat jedoch innere automatische Mechanismen, die selektive Störungen durch die Marktkräfte korrigiert. Wenn eine Ware zu viel produziert wird und das Angebot die Nachfrage übersteigt, führt das so lange zu fallenden Preisen bis die Produktion reduziert wird und sich die Preise wieder stabilisieren. Und umgekehrt. Es gibt jedoch auch Zeiten, bei denen diese Selbstheilungskräfte anscheinend nicht funktionieren, es zu Fehlanpassungen kommt und sich eine handfeste Wirtschaftskrise entwickelt.

„Braucht die Welt eine Heilkur gegen Rezession und Depression? Nein, denn Rezession und Depression sind Heilkuren. Warum lassen die Politiker der Welt sie dann nicht zu? Weil sie ihre Macht schmälern, die auf dem unendlichen Wachstum von Scheingeld (Fiat money) und Kredit beruht.“

Roland Baader (Freiheitsfunken II)

Wenn der Staat ‚mit Gewalt‘ notwendige Anpassungen in Form von einem Wirtschaftsabschwung verhindert, hat das mittel- bis langfristig sehr negative Konsequenzen: Weil unproduktive Unternehmen am Leben erhalten werden, werden Arbeitskräfte in unproduktiven Jobs gehalten, was die gesamtwirtschaftliche Produktivität hemmt.

Als ausgewachsene ‚Wirtschaftskrise‘ bezeichnet man eine ernste Abschwungphase mehr oder weniger der gesamten Wirtschaft, die zu einer wirtschaftlichen Depression führt. Wir betrachten aber an dieser Stelle nur Krisen, die nicht durch externe Schocks wie Naturkatastrophen, Epidemien, Kriege, Revolutionen oder disruptive neue Technologien oder Entdeckungen ausgelöst wurden.

Die Frage nach den Ursachen der Entstehung solcher Krisenphasen ist eine der wesentlichen Fragen im Rahmen der Wirtschaftswissenschaften, um darauf basierend Lösungen zu finden, solche Krisen zukünftig zu vermeiden. Liegen die Ursachen in der Freien Marktwirtschaft selbst begründet oder vielleicht mehr in staatlichen Eingriffen in die freie Wirtschaft?

Bei den Konjunkturtheorien stehen sich hauptsächlich gegenüber die ‚Überinvestitionstheorie‘ (Mises, Österreicher) und die ‚Unterkonsumptionstheorie‘ (Keynes).

Unter den Phänomenen, denen die klassischen Ökonomen und ihre Widersacher (Adam Smith & Co., Marx) im Rahmen ihrer Forschung und Beobachtungen begegneten, waren Krisen, Monopole und Arbeitslosigkeit. Daraus schlossen sie, dass diese besonderen Erscheinungen zwangsläufig mit dem Kapitalismus oder der Freien Marktwirtschaft verbunden seien.

Dies ist jedoch aus den folgenden Gründen nicht richtig:

Im Allgemeinen drückt sich die ökonomische Krise so aus, dass die Umsätze zurückgehen und der Markt die angebotenen Produkte nicht mehr absorbiert – was seitens der Unternehmer zu einer reduzierten Produktion und der Entlassung von Arbeitern führt.

Ökonomen wie die Merkantilisten oder Keynes erklären dies mit einem ‚Unterangebot von Geld‘ bzw. einer ‚Überproduktion‘, einem ‚Überangebot von Waren‘. Diese Erklärungsversuche sind aber nicht überzeugend. In einem ehrlichen Geldsystem (nicht ‚fiat money‘) werden die Waren zwangsläufig mit einem übereinstimmenden Geldangebot in Umlauf gebracht. Wenn das Geldangebot klein ist, sinken die Preise, aber es gibt keine Störungen der Wirtschaft. Der Wert der Waren sinkt, der Wert des Geldes steigt und alle Güter werden absorbiert. So haben es schon Adam Smith und Jean-Baptiste Say erklärt und bislang konnten sie nicht widerlegt werden.

Mit ‚Überproduktion‘ ist gemeint, dass die Produzenten mehr Güter produzieren als Bedarf besteht, so dass ein Überschuss an Gütern vorliege, eine Güterschwemme und die Konsumenten, obwohl sie das erforderliche Geld dafür hätten, die Güter nicht kaufen.

Dagegen ist einzuwenden, dass es bis zum heutigen Tag noch nie eine Situation gegeben hat, wo auf der Welt genug Güter für alle produziert worden wäre. Das große ökonomische Problem der Welt ist die Knappheit, nicht der Überschuss. Eine generelle Überproduktion von Gütern ist ein Mythos, eine unhaltbare realitätsferne These und keine tatsächliche reale Begebenheit. Es kann mancherorts mal zu einem Überangebot bestimmter Güter kommen, aber nie von allen Gütern gleichzeitig. In solchen Fällen treten dann die bereits angesprochenen Mechanismen in Kraft und normale Verhältnisse werden wiederhergestellt, ohne dass es zu nennenswerten Störungen kommt, wobei durchaus bei dem Anpassungsprozess einzelne Produzenten Pleite gehen können, die sich verkalkuliert haben.

Das ist dann ein Fall von ‚ungleichmäßiger Produktion“, den eine dritte Krisen-Theorie als Erklärung heranzieht. Aber solche selektiven, lokalen und vorübergehenden ‚Produktionsstörungen‘ in Folge von Pleiten können keine Krise als Phänomen einer allgemeinen wirtschaftlichen Störung erklären.

Auch eine freie Marktwirtschaft hat zwangsläufig ihre Zyklen, aber diese fallen weniger heftig aus und Lösungen werden schneller gefunden, wenn unternehmerische Profis am Werk sind und nicht staatliche Dilettanten. Jede Verzerrung der Marktsituation durch staatliche Maßnahmen – seien es Zinsmanipulationen, Preiskontrollen bei Gütern und Löhnen, staatliche Restriktionen etc. -führt dazu, dass notwendige Anpassungen sehr viel langsamer erfolgen, oder gänzlich verhindert werden.

Karl Marx und die Sozialisten erklären Krisen als Resultat der ‚Konzentration des Kapitals‘. Die Produzenten würden ihre Gewinne, die sie der Gesellschaft ‚entziehen‘ beziehungsweise vorenthalten, akkumulieren und würden dadurch die Kaufkraft der Massen reduzieren. Wenn die Produzenten dann später ihre Gewinne in zusätzliche Produktionsmittel investieren und für den Bau weiterer Fabriken zusätzliche Arbeitskräfte benötigen, fließen zusätzliche Gelder an die Arbeiter und stehen diesen für den Konsum zur Verfügung. Dadurch kommt es zu einem Preisanstieg, da zu diesem Zeitpunkt dem erhöhten Geldzufluss noch keine zusätzlichen Konsumgüter gegenüberstehen, da sich die zusätzlichen Produktionsmittel noch im Aufbau befinden und noch keine Waren produzieren. Sobald aber die zusätzlichen Produktionsmittel ihren Betrieb aufnehmen, kommt es zu einem Überangebot von Gütern am Markt, das nicht aufgenommen werden kann – woraus eine Krise entsteht.

Auch diese Erklärung ist allerdings fehlerhaft, da nie alle Produzenten gleichzeitig Gewinne einheimsen, sparen oder investieren, sofern dieses Verhalten auf einzelne Produzenten überhaupt zutrifft. Eine allgemeine Krise könnte allenfalls ausgelöst werden, wenn sich alle Produzenten absprechen und synchron gleich verhalten würden, was eine unrealistische Annahme ist.

Die „Währungs-Schule‘ (England, zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) und die ‚Wiener Schule‘ versuchten das Problem der Krise von der Währungsseite her zu begreifen.

Wie bereits dargestellt hat Geld neben seiner Tauschmittelfunktion noch andere Funktionen und Auswirkungen, die ihm ein ‚Eigenleben‘ verschaffen. Wenn in den Geldwert eingegriffen wird, wird das Geld von einem Regulator des ökonomischen Lebens zu einem Störfaktor.

Wirtschaftliche Krisen entstehen nicht aus einem Mangel an Geld sondern aus einem Überfluss an Geld.

Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass Krisen durch Inflation ausgelöst werden. Wenn Inflation bei einem normalen wirtschaftlichen Verlauf auftritt, so stört das nicht das Gleichgewicht des Marktes. Was ökonomisch schädlich ist, sind die nachteiligen Effekte, die aus staatlicher Inflationspolitik resultieren. Insofern muss man unterscheiden zwischen natürlicher Inflation und einer Kreditausweitung im Rahmen einer Politik des ‚billigen Geldes‘. ‚Natürliche‘ Inflation kann beim normalen Gang der Dinge entstehen, wenn die Geldmenge schneller steigt als das Güterangebot; z.B. als Gold aus den Kolonien nach Europa kam, insbesondere nach Spanien…..

Wenn allerdings Regierungen die Druckerpresse anwerfen, um für sich Geld das zu generieren, mit denen sie oftmals wenig sinnvolle öffentliche Projekte oder eine wuchernde Bürokratie finanzieren möchten, kommt es sowohl zu Inflation als auch gleichzeitig zu einer Kreditausweitung, da die öffentlichen Ausgaben die Entwicklung und das Wachstum eines Landes über die normalen Bedürfnisse und Verhältnisse hinaus steigern. Dadurch entstehen Firmen und Projekte, die am Markt ohne weitere staatliche Hilfe nicht überlebensfähig sind.

Zu einer Kreditausweitung kommt es, wenn die Regierung einen Produktionsanstieg über das normale Niveau hinaus erzwingen möchte und dazu ‚Ressourcen mobilisiert‘ (die meisten dieser teuren Ressourcen werden dabei leider verschwendet). Hierzu wird Geld für diejenigen bereitgestellt, die ihre Produktion in den Bereichen ausweiten möchten, die von der Regierung als vorteilhaft für ein Land angesehen werden (Sonnenenergie, Windenergie, Elektroautos u.s.w., u.sw.). Das löst eine Boomphase aus: Fabriken werden gebaut, Maschinen produziert oder importiert, das Ganze wird noch obendrein von einer weiter ausufernden, teuren Bürokratie begleitet. Das frische Geld fließt durch viele Hände und führt am Markt zu erhöhter Nachfrage nach Konsumgütern, deren Angebot sich aber nicht vergleichbar erhöht hat. Nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage führt das zu steigenden Preisen (selbst wenn die Regierung Preisobergrenzen festgelegt haben sollte). In Anbetracht der steigenden Preise steigen in der Folge auch die Löhne. Es entsteht eine Wohlstands- oder Wachstumsillusion – alle fühlen sich reicher. Dann kommt es allerdings irgendwann zu dem Punkt, an dem das für die Produktionsausweitung zur Verfügung stehende Geld aufgebraucht ist und die neu kreierten Unternehmungen alleine überleben müssen. Viele sind dazu aber nicht in der Lage. Einige besonders schlecht geplante Unternehmungen gehen recht bald Pleite da sie sind nicht konkurrenzfähig sind, andere haben starke Umsatzeinbußen. Eine Krise entsteht: Preise sind gestiegen, das Geld hat an Wert verloren, sinnvolle Produktionskapazitäten sind nicht gestiegen, Umsätze gehen zurück, Arbeiter verlieren ihre Jobs, die Arbeitslosigkeit steigt und eine schmerzhafte Anpassungsphase (Readjustierung) beginnt.

Die Politik der Kreditexpansion hat – anstatt den Wohlstand der Nation zu mehren – einen großen Teil des vorher vorhandenen Wohlstands zerstört.

Wenn man auf Illusionen aufbaut, kommt die Enttäuschung meist schneller als langsamer.

In einer wirklich freien Marktwirtschaft werden so große Krisen nicht entstehen können, da dort deutlich weniger Fehlanreize gesetzt werden – denn bei einer Staatsquote von 40 Prozent oder mehr ist der Staat, der die größten Fehlanreize setzt, der größte und mächtigste Spieler am Markt.

Krisen sind nicht die Folge einer freien Marktwirtschaft oder zwangsläufige Begleiterscheinungen davon. Sie sind im Gegenteil die Folge von politischen Eingriffen in die freie Marktwirtschaft.

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