Krieg, Inflation und Niedergang

Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt.

— Erik Satie

Krieg, Inflation und Niedergang

„Kriegsfolgen und Inflation…. Amerika, das am ersten Weltkrieg in dessen Schlußphase teilgenommen hatte, machte den ersten wirklichen Krieg mit, und hatte die gleichen Konsequenzen zu tragen wie die übrige Welt. Auch hier verstand die Masse jahrelang nicht, um welche Fragen es sich wirklich handelte, aber ebensowenig die Regierung. Sie gab einer Handvoll Führern von Arbeitsorganisationen eine Monopolstellung und duldete Streiks mitten in der Kriegsära.

Der Landesfremde, besonders der Neutrale, hatte sich von jeder Kritik fernzuhalten; aber ihm mußte nach all den vielen europäischen Erfahrungen die Politik von Washington unbegreiflich erscheinen. Wenn man einzelnen Männern die Macht in die Hand gab, entscheidende Wirtschaftszweige stillzulegen, bereitete man den Weg zur Diktatur vor. Manche Vorgänge erinnerten an düstere Kapitel aus der römischen Geschichte. Schon konnte man an allen Ecken und Enden die Catalinas auftauchen sehen – die ‚Spenders‘, die Leute des ‚easy money‘, und wie sie sich sonst nennen mochten -, aber der Caesar stand noch nicht im Hintergrund.

In auffälligster Weise häuften sich Dekadenzerscheinungen: die Überbetonung des Erotischen, im Zusammenhang damit das Wuchern einer Pseudowissenschaft, die sich Psychoanalyse nennt, und die starke Zunahme der Perversität, deren rasch wachsende Anhängerschaft einen geheimen Klan mit stärkstem gesellschaftlichen und politischem Einfluß bildete; das Entstehen talmi-religiöser Sekten mit betont aggressivem Charakter, mit zweifelhaften Geschäftsmännern an der Spitze und devoter und zahlungsfroher Gefolgschaft. Der Kreis des Irrationalen und Morbiden breitete sich aus, und die Widerstandskräfte schwächten sich ab. In meiner unmittelbaren Umgebung konnte ich große Taten von Heroismus und Opferbereitschaft bewundern – aber sie wurden gegen Ende des Krieges immer mehr Ausnahmen inmitten einer fortschreitenden geistigen und moralischen Korruption. Der hochgesinnte Amerikaner stand diesem Wechsel in seiner Umgebung arglos gegenüber, und als ich bei Kriegsende am Institute for advanced science in Princeton .. den Zusammenhang von Krieg und sexueller Dekadenz, von Inflation und Korruption darstellte, begegnete ich überwiegender Ablehnung: ‚Das mag für andere gelten, nicht für uns.‘

In Wirklichkeit galt es für Amerika mehr als für jedes andere Land wegen des geringen Einflusses von Familie und Tradition und der nur allzugroßen Bereitschaft, jeder Tagesmode zu folgen.“

Felix Somary (Erinnerungen, 1955)

 

 

„Ein Mann vom politischen Rang Churchills oder vom militärischen Seeckts – mit der notwendigen Übersicht über die Gesamtsituation – fehlte im zweiten Weltkrieg in Amerika. Er wird in einem dritten unentbehrlich sein.“

Felix Somary (Erinnerungen, 1955)

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