„Die Vereinigung von Frankreich und Deutschland kann der Ära des Nationalstaates das Ende einläuten: Kein größeres Glück könnte der Menschheit beschieden sein…. In der Not haben sie endlich gelernt, daß sie entzweit Europa zerfleischen können; ob sie geeint es führen können, muß die Zukunft erweisen.“
Felix Somary (Krise und Zukunft der Demokratie, 1952)
„Zehn Jahre deutscher Okkupation in einem Zeitraum von nur dreißig Jahren und nicht viel kürzere Okkupation in Deutschland haben viel Erbitterung hinterlassen, wozu noch zwei Momente hinzukamen: bei den Franzosen die Erinnerung an ihre fast zweihundertjährige Hegemonie über die deutschen Länder, bei den Deutschen das Bewußtsein, daß die Franzosen nur mit fremder Hilfe ihrer Herr geworden waren.“
Felix Somary (Krise und Zukunft der Demokratie)
„Wie lächerlich klingt die Kriegsphrase von ‚One World.“
Felix Somary (Krise und Zukunft der Demokratie, 1952)
„Der größere Teil Europas war mehrfach der Zerstörung oder der feindlichen Okkupation ausgesetzt. Noch ist die Freiheitsliebe nicht ganz erstickt, aber der Wunsch nach Ordnung und Sicherheit sitzt tiefer. Daraus ist die wachsende politische Unterwürfigkeit gegenüber den Regierungen – wie immer sie sein mögen – zu erklären. Man ignoriert, daß die Regierungen Ordnung und Sicherheit nicht mehr gewährleisten können, ja vielfach gerade für Unordnung und Unsicherheit die Verantwortung tragen.
Ist überall hier die Analogie zum Beginn der Feudalära besonders ausgeprägt, so bestehen in zwei Punkten entscheidende Unterschiede: Der Mensch der Feudalära unterwarf sich nicht bedingungslos, Rechte und Pflichten waren zweiseitig. Das ist im europäischen Nachkriegsstaat nicht mehr der Fall. Und über den Feudalherrschaften und den beginnenden Staaten stand die Kirche, sie alle einigend in Religion, Gesinnung und Sprache. Nicht eines dieser drei Momente einigt die souveränen Staaten der Gegenwart. Ein kümmerlicher Ersatz hierfür sind die sogenannten Weltorganisationen, internationale Bürokratien ohne Geist und Seele, Geschöpfe einer Zeit, die an Zerstörungskraft reich, an gestaltenden Ideen und Männern bettelarm sind.“
Felix Somary (Krise und Zukunft der Demokratie, 1952)