„Die österreichische Volkswirtschaftslehre ist eine wissenschaftliche Tradition, die aus einem Korpus von Theorien besteht, die erklären, wie eine Wirtschaft funktioniert. Österreichische Ökonomen entwickeln die Theorie a priori, d. h. die Erklärungen werden logisch aus soliden Ausgangspunkten abgeleitet (d. h. das ‚Handlungsaxiom‘ nach Mises). Das bedeutet, dass die Theorie wahr ist und daher verwendet werden kann, um die tatsächlichen Kausalitäten hinter beobachtbaren Phänomenen aufzudecken. Für die ‚Österreicher‘ ist die Wirtschaftswissenschaft daher ein Rahmen für das Verständnis dessen, was wir sehen.
Andere Traditionen in der Wirtschaftswissenschaft stützen sich auf Daten, um ihre Theorie zu formulieren, was bedeutet, dass ihre Theorie eine Reihe von bestätigten Hypothesen ist. Sie erheben damit einen viel schwächeren Anspruch, weil die analysierten Daten immer eine Auswahl sind (eine Stichprobe, nicht die gesamte Bevölkerung), die Maße und Metriken nicht die eigentlichen Konzepte sind, sondern bloße Näherungswerte, und die Theorie sich auf Korrelationen und nicht auf kausale Beziehungen bezieht. Solche Theorien sind weder wahr noch universell.
Weil sie a priori sind, können sich die Österreicher auf ihre Wirtschaftstheorie als Rahmen verlassen, um zu interpretieren und zu verstehen, was in der Wirtschaft vor sich geht. Deshalb können Österreicher ohne jeden Zweifel sagen, dass zum Beispiel eine Kreditexpansion – eine Erhöhung des Geldumlaufs – zu einem Anstieg der Marktpreise führt, wenn sich sonst nichts ändert. Die österreichische Wirtschaftstheorie kann jedoch nicht sagen, wie schnell dies geschieht oder welche Preise genau in welchem Ausmaß betroffen sein werden. Nur, dass dies so sein muss.“
Per Bylund