„Indem sie die Natur des Organismus erkannte und die Ausschließlichkeit des Organisationsbegriffs abschaffte, machte die Wissenschaft einen ihrer großen Schritte nach vorn. Mit allem Respekt vor früheren Denkern kann man sagen, dass dies im Bereich der Sozialwissenschaften hauptsächlich im achtzehnten Jahrhundert erreicht wurde, und dass die klassische politische Ökonomie und ihre unmittelbaren Vorläufer die Hauptrolle spielten. Die Biologie nahm die gute Arbeit auf, indem sie alle animistischen und vitalistischen Überzeugungen über Bord warf. Für die moderne Biologie ist der Kopf nicht mehr die Krone, der Herrscher über den Körper. Im lebenden Körper gibt es keinen Anführer und keinen Gefolgsmann mehr, keinen Gegensatz von Herrscher und Untertan, von Mittel und Zweck. Es gibt nur noch Glieder, Organe.
Die Gesellschaft organisieren zu wollen, ist genauso verrückt, wie eine lebende Pflanze in Stücke zu reißen, um aus den toten Teilen eine neue zu machen. Eine Organisation der Menschheit ist erst denkbar, nachdem der lebende soziale Organismus getötet worden ist. Die kollektiven Bewegungen sind daher zum Scheitern verurteilt. Es mag möglich sein, eine Organisation zu schaffen, die die gesamte Menschheit umfasst. Aber das würde immer nur eine Organisation sein, neben der das gesellschaftliche Leben weitergeht. Sie könnte von den Kräften des sozialen Lebens verändert und zerstört werden, und sie würde mit Sicherheit in dem Moment zerstört werden, in dem sie versucht, sich gegen diese Kräfte aufzulehnen. Um den Kollektivismus zu verwirklichen, muss man zunächst das gesamte soziale Leben auslöschen und dann den kollektivistischen Staat aufbauen. Es ist also nur logisch, dass die Bolschewisten alle traditionellen sozialen Bindungen auflösen, das in unzähligen Jahrhunderten aufgebaute soziale Gefüge zerstören wollen, um auf den Ruinen eine neue Struktur zu errichten. Nur übersehen sie dabei, dass isolierte Individuen, zwischen denen keinerlei soziale Beziehungen bestehen, nicht mehr organisiert werden können.
Organisationen sind nur möglich, solange sie sich nicht gegen das Organische richten und ihm keinen Schaden zufügen. Alle Versuche, den lebendigen Willen der Menschen in den Dienst einer Sache zu zwingen, die sie nicht wollen, müssen scheitern. Eine Organisation kann nicht gedeihen, wenn sie nicht auf dem Willen der Organisierten beruht und deren Zwecken dient.“
Ludwig von Mises (Socialism)
„Die Gesellschaft ist kein Zweck, sondern ein Mittel, das Mittel, mit dem jedes einzelne Mitglied seine eigenen Zwecke zu erreichen sucht. Dass die Gesellschaft überhaupt möglich ist, liegt daran, dass sich der Wille des einen und der Wille des anderen in einer gemeinsamen Anstrengung verbunden finden. Die Gemeinschaft der Arbeit entspringt der Gemeinschaft des Willens. Weil ich das, was ich will, nur bekommen kann, wenn mein Mitbürger das bekommt, was er will, werden sein Wille und sein Handeln zu den Mitteln, mit denen ich mein eigenes Ziel erreichen kann. Da mein Wille notwendigerweise seinen Willen einschließt, kann meine Absicht nicht darin bestehen, seinen Willen zu vereiteln. Auf dieser grundlegenden Tatsache baut alles soziale Leben auf.“
Ludwig von Mises (Socialism)
