Wer sind in Wahrheit die ‚Faschisten‘?

Die Übertretung eines gegebenen Gesetzes ist ein schlechtes Beispiel, zumal wenn der Gesetzgeber sie selbst begeht.

— Niccolò Machiavelli

Wer sind in Wahrheit die ‚Faschisten‘?

Gastautor: Markus Ross 17.11.2020

Eine exakte Definition des Begriffs Faschismus gibt es nicht und in der Geschichte sind verschiedene Ausprägungen aufgetreten.

„Wer den Gedanken nicht angreifen kann, greift den Denkenden an.“
Paul Valėry

Eine exakte Definition des Begriffs Faschismus gibt es nicht und in der Geschichte sind verschiedene Ausprägungen aufgetreten. Allen gemeinsam war jedoch die Überhöhung der eigenen Meinung als des einzig Wahren, die Verteufelung des Andersdenkenden und eine quasi-religiöse Überhöhung des Staates zu einer göttlichen Instanz.

Der Faschismus als ‚offizielle‘ Ideologie wurde von dem vormals sozialistischen Benito Mussolini im Jahr 1919 ins Leben gerufen. Als der Faschist Mussolini im Jahr 1922 in Italien an die Macht kam, waren die ‚Progressiven‘ im Westen und insbesondere in den U.S. A. zunächst begeistert. Faschismus war anfangs die Eigenbezeichnung der politischen Bewegung Mussolinis: Der Name geht unter anderem auf das Symbol von Arbeiterbewegungen aus dem 19. Jahrhundert zurück, das die Faschisten als Zeichen auf ihren Fahnen und Parteiabzeichen hatten: ein Rutenbündel. Das Rutenbündel war bereits in der Antike – bei den Etruskern und im Römischen Reich – das Symbol der Macht der Herrscher. Der lateinische Begriff dafür lautet „fasces“ und davon leitet sich der Begriff „Faschismus“ ab. Die tiefere Bedeutung des Begriffs liegt darin, dass eine einzelne Rute leicht gebrochen werden kann, ein Bündel von Ruten jedoch nicht.

„Everything in the State, nothing outside the State, nothing against the State.”
Benito Mussolini

Kennzeichen faschistischer Regimes sind ein allmächtiger Staat, ein Staats- und Führerkult, die Verschmelzung von Staat und Partei, staatliche Einflussnahme auf alle gesellschaftlichen Strukturen – das heißt Familien, Unternehmen, Schulen – durch Verbände und Organisationen (Sportverbände, Unternehmensverbände, Jugendorganisationen), Verstaatlichungen oder staatliche Vorgaben. Ein faschistisches Regime ist geprägt durch die totale Kontrolle der Wirtschaft und aller anderen Lebensbereiche, das Fehlen eines Rechtsstaats und aller bürgerlichen Freiheiten sowie die brutale Unterdrückung abweichender Meinungen. Kollektivismus und obrigkeitlich verordneter Altruismus anstelle von Individualismus. Korporatismus, Interventionismus und Planwirtschaft anstelle von ‚freier Marktwirtschaft‘.

Parallel zum Faschismus in Italien entwickelte sich in Deutschland der gleichfalls ‚sozialistische‘ ‚Nationalsozialismus‘, der ebenfalls als ‚faschistisch‘ bezeichnet werden kann, wie im Übrigen auch die totalitären Regime in der Sowjetunion und China.

„Gemeinnutz geht vor Eigennutz.“
Motto der Nationalsozialisten, in ihrem NSDAP-Parteiprogramm

Der Faschismus hat grundlegende Gemeinsamkeiten mit dem Sozialismus beziehungsweise anderen Formen von ‚Staatswirtschaft‘ (auch genannt ‚Etatismus‘, oder englisch ‚Statism‘).
Der Sozialismus ist per Definition ein Gesellschaftssystem, bei dem das Eigentum an den Produktionsmitteln, dem Kapital sowie dem Grund und Boden ‚sozialisiert‘ ist, das heißt der Gesamtheit der Bürger, dem Staat gehört.
Faschismus wiederum ist, wie bereits erwähnt, ein nationalistisches Regierungssystem, bei dem alle Macht zentralisiert beim Staat liegt, der keine Kritik, keinen Widerstand und keine Opposition duldet und der alle Belange der Nation kontrolliert, insbesondere auch der Wirtschaft, sowohl was die Produktion angeht als auch den Handel und die Distribution. Der Unterschied zum Sozialismus liegt primär darin, dass im Faschismus das Eigentum an den Produktionsmitteln offiziell noch privat ist, auch wenn der Unternehmer selbst praktisch nichts mehr zu entscheiden hat. Eigentum, über das man nicht verfügen kann, ist aber de facto kein Eigentum.
Etatismus ist ein Begriff, der in Frankreich im späten 19. Jahrhundert entstanden ist, als die Tendenz zu staatlichen Eingriffen und Regulierungen (Interventionismus) den Liberalismus mehr und mehr zu verdrängen begann. Etatistische Positionen vertreten alle planwirtschaftlichen Ideologien, wie Merkantilismus (Keynesianismus), Marxismus, Faschismus und Nationalsozialismus.
Sowohl im Sozialismus als auch im Faschismus sind den privaten Unternehmern die Eigentumsrechte am Produktiveigentum entzogen, einmal offen, einmal verdeckt. Beide können insofern unter dem Oberbegriff Etatismus eingeordnet werden.

“Fascists created what they called a ‘corporatist’ system, in which every human activity had its proper place, subordinated to the party-state.”
Timothy Snyder

„Stalin stumbled on a brilliant tactic of simply labelling all inconvenient ideas and movements fascist. Socialistes and progressives aligned with Moscow were called socialists or progressives, while socialists disloyal or opposed to Moscow were called fascists.”
Jonah Goldberg

Auf wen trifft also die Bezeichnung ‘Faschist’ wirklich zu?
Anhand der nachfolgend aufgeführten Tabelle erkennt man auf der einen Seite die ideologischen Parallelen zwischen den heutigen ‚Progressiven‘ (F4F, extinction rebellion, BLM, Grüne Jugend, Jusos…) und den frühen Marxisten und sonstigen Tyrannen und Diktatoren der Geschichte sowie auf der anderen Seite die Gegensätze zum Programm der ‚Konservativen‘ oder ‚Liberalen‘ (im deutschen Sprachgebrauch) beziehungsweise der Anhänger der freien Marktwirtschaft:

Übereinstimmungen und Gegensätze bei Werten, Ideen, Zielen und Ansichten der verschiedenen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Ideologien (Ideologischer Stammbaum) 

Totalitäre

Tyrannen

(Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot, Castro, Kim)

‚Woke‘, Progressive, moderne ‚Linke‘, BLM Aktivisten, LGBT Aktivisten. grüne Aktivisten

Jungsozialisten

Traditionelle Konservative, Klassische Liberale,

‚Kapitalismus‘, Freie Marktwirtschaftler

 
Toleranz gegenüber

anderen Meinungen

Nein Nein Ja  
Pressefreiheit Nein Nein Ja  
Volle Eigentumsrechte Nein Nein Ja  
Gewissensfreiheit Nein Nein Ja  
Gleichbehandlung

(statt Benachteiligung bzw. Bevorzugung)

Nein Nein Ja  
Meinungsfreiheit Nein Nein Ja  
Versammlungsfreiheit (für Andersdenkende) Nein Nein Ja  
Bürgerliche Freiheiten Nein Nein Ja  
‚Cancel Culture‘ Ja Ja Nein  
‚Political Correctness‘ Ja Ja Nein  
Gleichheit vor dem Recht, Rechtsstaat Nein Nein Ja  
Mind Control Ja Ja Nein  
Bestrafung Andersdenkender Ja Ja Nein  
Selbstverantwortung des Menschen,

Selbstachtung, Würde

Nein Nein Ja  
Freie Entfaltung des Individuums Nein Nein Ja
Selbstbestimmung Nein Nein Ja  
Umerziehung

(durch Propaganda)

Ja Ja Nein  
Kollektivismus Ja Ja Nein  
Diskriminierung Andersdenkender Ja Ja Nein  
Denkverbote Ja Ja Nein  
Umerziehung zum ‚neuen Menschen‘ Ja Ja Nein  
Unmündigkeit der Bürger Ja Ja Nein  
Pflege von Traditionen Nein Nein Ja  
Zerstörung der traditionellen Familie Ja Ja Nein  
Gleichheit als Ziel Ja Ja Nein  
Untergangsszenarien,

Erlösungsphantasien, Heilsversprechen

Ja Ja Nein  
Aufgezwungener Altruismus Ja Ja Nein  
Idee der ‚Weltregierung‘ Ja Ja Nein
‚Geplante‘ Gesellschaft (im Gegensatz zu einer freien Gesellschaft) Ja Ja Nein
Aggressiv / kriegerisch Ja Ja Nein
Kontrolle von Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur Ja Ja Nein
Individualismus (im Gegensatz zum Kollektiv) Nein Nein Ja
Etatismus (Sozialismus bzw. Faschismus) Ja Ja Nein
Fanatismus Ja Ja Nein
Gesinnung steht über Ratio Ja Ja Nein
Framing Ja Ja Nein
Fake News Ja Ja Nein
Umverteilung Ja Ja Nein
Soziale Kontrolle (siehe chinesisches Punktesystem) Ja Ja Nein
Ausnutzung des Neidfaktors Ja Ja Nein
Enteignungen Ja Ja Nein
Staatliche Kontrolle zentraler Lebensbereiche (Bildung, Gesundheitswesen, Geldwesen..) Ja Ja Nein
Versprechen von ‚Utopia‘ Ja Ja Nein
Diffamierung des Gegners als ‚Faschist‘, ‚Hitler‘ oder ‚Stalin‘ Nein Ja Nein  
       
Andere Aspekte konkret oder subjektiv  
Jugendorganisationen (Hitler Jugend, BDM, sozialistische Gruppen) Ja Ja Nein
Unterdrückung Andersdenkender Ja Ja Nein
Korporatismus, Verwebung von Wirtschaft und Staat Ja Ja Nein
Friedlich Nein Nein Ja
Hohe moralische Werte

(nach unserem Verständnis)

Nein Nein Ja
Knechtschaft, Sklaverei Ja Ja Nein
Minderheitenrechte Nein Nein Ja
Privilegien Ja Ja Nein
Gleichschaltung Ja Ja Nein
Staatliche Propaganda Ja Ja Nein
Leistung lohnt sich Nein Nein Ja
Mensch als Produktionsfaktor Ja Ja Nein
Plünderung, Diebstahl, Raub (z.B. durch Steuern) Ja Ja Nein
Benachteiligung/Diskriminierung einzelner zwecks Förderung ‚Unterdrückter‘,  wie z.B. Schwule, Frauen, Schwarze.. Ja Ja Nein
Kompatibel mit Christentum Nein Nein Ja
Kompatibel mit Islam Ja Ja Nein
Zentralbanken Ja Ja Nein
Laissez-faire Nein Nein Ja
Schlüssiges Konzept Nein Nein Ja
Zwangsmitgliedschaften Ja Ja Nein
Vertragsfreiheit Nein Nein Ja
Planwirtschaft Ja Ja Nein
Starker Zentralstaat Ja Ja Nein
Ungedecktes Papiergeld Ja Ja Nein
Gehirnwäsche Ja Ja Nein
Zentralisierung Ja Ja Nein
Dezentralisierung Nein Nein Ja
Zölle Ja Ja Nein
Kapitalverkehrsbeschränkungen Ja Ja Nein
Freier Handel Nein Nein Ja
Freier Wettbewerb Nein Nein Ja
Sezession möglich Nein Nein Ja
Golddeckung der Währung Nein Nein Ja
Protektionismus Ja Ja Nein
Interventionismus Ja Ja Nein
Aufhebung der Gewaltenteilung Ja Ja Nein
Willkür Ja Ja Nein
Der Mensch als Sklave des Kollektivs Ja Ja Nein

Man erkennt, dass der einzige Punkt, bei dem es keine Übereinstimmung zwischen faschistischen Tyrannen und ‚Woke‘, ‚BLM‘ etc. gibt, die Diffamierung der Gegner als ‚Hitler‘ oder ‚Stalin‘ oder ‚Faschist‘ ist.

„Wir sind Sozialisten, wir sind Feinde der heutigen kapitalistischen Wirtschaftsordnung für die Ausbeutung der wirtschaftlich Schwachen.“
Adolf Hitler (Rede zum 1. Mai 1927)

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