Deutschland und Russland

Sobald mehr als die Hälfte der Bevölkerung eines Landes ihr Einkommen ganz oder teilweise vom Staat bezieht, ist eine Umkehr auf dem Weg in die Knechtschaft nicht mehr möglich.

— Roland Baader

Deutschland und Russland

„Zwischen Atlantischem und Pazifischen Ozean liegt auf der asiatisch-europäischen Seite fast die doppelte Distanz wie auf der amerikanischen Seite; in diesem großen Raum zwischen Hamburg und Wladiwostok bestehen seit eineinhalb Jahrhunderten nur zwei Reiche, Rußland und Preußen, dem später Deutschland nachfolgte. Beide Staaten sind seit fünf Generationen von Militärbürokratien verwaltet, in beiden hat jede revolutionäre und jede demokratische Bewegung nach kurzem Intervall in Despotismus geendet. Das nördliche Deutschland und Rußland wurden in der frühen Periode ihrer nationalen Formung von strengen fremden Herren durch Jahrhunderte geknechtet und teilweise geformt. Selbständige Geschichte beginnt für beide erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Geschichte beider haben gewalttätige Persönlichkeiten den Stempel aufgeprägt. Die Kirche ist in beiden dem Staat unterworfen. Der Liberalismus ebenso wie die Demokratie gedieh nur eine kurze Zeit bei einer schmalen Oberschicht und blieb den zwei Völkern wesensfremd. Der Sozialismus in seiner bürokratisch-zentralistischen Form der Tradition ungleich näher, erhielt Formulierung und Organisation von den Deutschen und Durchführung von den Russen.

Rußland und Deutschland waren weder landwirtschaftlich noch industriell Konkurrenten, sie schienen sich wirksam zu ergänzen. Im vollen Gegensatz zur späteren Hitlerschen Ansicht kam Rußland als Siedlungsland nicht in Betracht, da seine Volkszunahme in den Deutschland näheren Gebieten ungleich stärker war als die deutsche. Die Interessengemeinschaft zwischen beiden Staaten war größer als in irgendeiner anderen Kombination. Sie haben daher auch – ausgenommen eine kurze Episode während des Siebenjährigen Krieges – durch fast zweihundert Jahre miteinander in Freundschaft gelebt. Der Erste Weltkrieg unterbrach diese lange Epoche, aber von 1917 bis 1941 waren beide Staaten durch nicht weniger als 19 Jahre befreundet.

Solange Rußland nicht industriell selbstgenügsam war, konnte es von keinem anderen Land so vorteilhafte industrielle Ergänzung erhalten wie von Deutschland. Die ökonomischen Gesichtspunkte, aber auch die Mentalität beider Völker wären für die Kooperation günstig.“

Felix Somary (1955)

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