Phoenix Kapitaldienst GmbH, Frankfurt, Schneeballsystem

Niemand wird mehr gehasst, als derjenige der die Wahrheit sagt.

— Platon

Phoenix Kapitaldienst GmbH, Frankfurt, Schneeballsystem

Phoenix Kapitaldienst GmbH, Frankfurt am Main – Schneeballsystem
Historie der betrügerischen Gesellschaft:
Phoenix Kapitaldienst GmbH wurde laut Handelsregisterauszug im Jahr 1976 (der Gesellschaftervertrag datiert vom 12. Oktober 1976) gegründet, erster Geschäftsführer war Dieter Hermann Johannes Clobes. Am 20. Juni 1977 wurde dann Dieter Breitkreuz als alleiniger Geschäftsführer im Handelsregister eingetragen. Ab 1998 wurde die Gesellschaft durch die BaFin überwacht und war auch Mitglied der EdW.

Das „traditionelle“ Geschäft der Phoenix Kapitaldienst GmbH seit Gründung der Gesellschaft war der Handel mit Warenterminoptionen zu sittenwidrig hohen Gebühren von über 50%. Die Höhe dieser Gebühren war den Kunden, den Prüfern und den Aufsichtsbehörden bekannt. Abgewickelt wurde unter anderem über die Brokerhäuser Bailey Shatkin, Mocatta, Gardner, Hainold und über Phoenix Ltd. in London. In diesem traditionellen Geschäftsbereich „Handelbare Optionen“ wurden bekanntermassen durchweg fast alle Kundengelder „vernichtet“ beziehungsweise durch „Churning“ in Gebühren umgewandelt. Trotz dieser sittenwidrig hohen Spesen und den bekanntermassen ständig auftretenden Verlusten der Kunden bis hin zum Totalverlust in dem einen Geschäftsbereich „Handel mit Warenterminoptionen“, erregten die angeblich sagenhaft guten und stabilen Ergebnisse der Firma Phoenix Kapitaldienst GmbH in dem zweiten Geschäftsbereich „Managed Accounts mit Investments in ebensolche Warenterminoptionen“ angeblich bei keinem der mit Phoenix Kapitaldienst GmbH befassten Aufsichtsorgane und Prüfer den Verdacht, dass es bei diesen erstaunlich guten und vor allen Dingen stabilen Gewinne der Phoenix Kapitaldienst GmbH vielleicht nicht mit rechten Dingen zuging.

Das betrügerische Managed Account wurde von Phoenix Kapitaldienst GmbH erst seit Mitte der 90-er Jahre angeboten. Ein einziger Anruf bei der Depotstelle MAN, ob es das Hauptkonto dort tatsächlich gibt, hätte sofort die Aufklärung gebracht. Dieser klärende Anruf ist jedoch über viele Jahre nicht erfolgt, bis ein neuer Buchhalter nach wenigen Tagen vor Ort einen entsprechenden Anruf tätigte.

Die echten Konten bei MAN (Volumen ca. 5 Millionen Euro) wiesen mehr oder weniger durchweg hohe Verluste auf. Dies steht in starkem Kontrast zu den behaupteten stabilen Gewinnen in dem „Phoenix Managed Account“. Wo hätten die herkommen können, wenn in allen echten Konten nur Verluste gemacht werden? Und ist es aus Sicht der depotführenden Stelle plausibel, wenn in allen echten Konten nur Verluste gemacht werden, dass der Kontoinhaber offiziell und grossflächig mit stabilen Gewinnen wirbt?

Im März 2005 flog der Betrug der Phoenix Kapitaldienst GmbH auf, nachdem sich der neue Phoenix-Buchhalter Lipke bei der Depotstelle MAN (www.manfinancial.com) nach Details zu dem Konto M2540 erkundigen wollte. MAN teilte laut Angaben von Phoenix-Mitarbeitern erst mit, dass man abweichende Salden habe, später dass man dieses Konto gar nicht kenne. (neben diesem nicht-existenten Konto unterhielt Phoenix Kapitaldienst GmbH bei MAN tatsächlich ein oder zwei kleine „real existierende“ Konten). MAN hatte die Geschäftsbeziehung mit Phoenix von der Firma Mocatta übernommen, deren entsprechende Abteilung von Standard Chartered an MAN verkauft worden war. Vorher war Mocatta von der Bank of Nova Scotia an Standard Chartered verkauft worden.

Besonders bemerkenswert bei der Anfrage von Herrn Lipke bei der Depotstelle MAN ist, dass MAN auf die erste Anfrage von Herrn Lipke am 4. Februar 2005 offenbar überhaupt nicht reagierte. Es ist für eine Depotstelle äusserst ungewöhnlich, dass man auf die Nachfrage eines Kunden nach einem Depot überhaupt nicht reagiert – insbesondere wenn dieses Depot nicht existiert. Normalerweise wird so etwas unverzüglich bearbeitet und richtiggestellt.

Über viele Jahre wurden die Auszüge des Kontos M2540 gefälscht, in dem sich zuletzt etwa 800 Millionen Euro befunden haben sollten. Das Konto begann mit einem Saldo von Null und es gab nie Ein- und Auszahlungen. Trotzdem wuchs das Konto auf erstaunliche 800 Millionen an, ohne dass das jemandem auffällig vorgekommen wäre. Wie kann aus „Null“ unter normalen Umständen mehr als „Null“ werden? Zu Lebzeiten des alten GF Dieter Breitkreuz wurden die Auszüge wohl täglich gefälscht, nach seinem Ableben im Jahr 2004 anscheinend nur noch monatlich (es ist u.E. rechtlich vorgeschrieben, dass Broker über jedes der durchgeführten Geschäfte umgehend einzelne Abrechnungen erstellen). Es stellt sich die Frage, wo und von wem die Monatsauszüge gefälscht wurden, angeblich von Herrn Milde in Frankfurt. Mitabeiter von Phoenix äusserten den Verdacht, dass Herrn Milde die Angaben telefonisch von einer dritten Person durchgegeben wurden. Herr Milde telefonierte, wie Phoenix Mitarbeiter bestätigten, einmal im Monat länger mit einem „Nick“ in England. Einen „Nick“ gab es – wie e-mails bestätigen – bei MAN in London.

Der WP Dr. Godehard Puckler, Bad Homburg, hat über Jahre die Existenz des nicht-vorhandenen Kontos in seinen Prüfberichten bestätigt, jedes Mal mit der Angabe, dass ihm die entsprechenden Saldenbestätigungen direkt von den Depotstellen übermittelt worden seien (seine Gebühren erhöhte er von etwa DM 30.000 in 1999 auf etwa € 300.000 im Jahr 2004, bei mehr oder weniger gleichem Arbeitsvolumen). Nachdem die Sache aufflog, wurde dann behauptet, die Vordrucke für die Saldenbestätigungen habe Phoenix „versandt“ und dann die Bestätigungen gefälscht und an Dr. Puckler geschickt, der keinen Argwohn geschöpft habe – obwohl die Bestätigungen für die gefälschten Konten immer wesentlich später kamen als die Bestätigungen für die tatsächlich exisitierenden kleinen Konten von Phoenix bei MAN – da auf den entsprechenden Umschlägen eine englische Briefmarke aufgeklebt war.

Die Firma Mastman Wells – Herr Schwerdtfeger gilt als enger Freund des Phoenix-Gründers Dieter Breitkreuz – hat Phoenix anscheinend über viele Jahre begleitet/betreut. Phoenix war seit den 70-er Jahren im Warenterminbereicht tätig, hatte immer einen sehr schlechten Ruf und von Anfang an wurden fast alle Kundengelder immer verloren bzw. in Commissions umgewandelt. Herr Schwerdtfeger sowie auch die Firma Mastman Wells haben e-mail-Adressen von MAN verwandt, laut Herrn Schwerdtfeger hat MAN die Firma Mastman Wells irgendwann übernommen. Herr Schwerdtfeger wurde bei MAN vermutlich kurz nach dem Auffliegen des Phoenix-Betruges entlassen. Herr Schwerdfeger war regelmässig in dem Phoenix Büro in Frankfurt und hat regelmässig an den (angeblich legendären) Weihnachtsfeiern von Phoenix teilgenommen, an denen – es war auch eine Veranstaltung für die Vertriebe – auch immer die hohen Volumina bejubelt wurden, die eingeworben worden waren (und angeblich überwiegend auf dem Konto bei MAN vorhanden waren). Wenn Schwerdtfeger bei MAN für Phoenix zuständig war, hätte ihm als zuständigem Kundenbetreuer eigentlich die Diskrepanz zwischen den tatsächlich bei MAN vorhandenen 5 Millionen und den angeblichen 800 Millionen auffallen müssen. Herr Schwerdtfeger hat inzwischen in Frankfurt die Firma Traders Alliance GmbH eintragen lassen, hier taucht er als Doktor Schwerdtfeger auf. Herr Schwerdtfeger wird auch in Verbindung mit der Firma Stebo gebracht.

Der Kanzlei Praschma Hess gelang es, die Umsetzung des BaFin Bescheides aus dem Jahr 2002, der der Phoenix das Führen eines Treuhandkontos, in der Form wie es später zu dem Schaden führte, untersagte bis zuletzt zu verhindern – obwohl Klagen gegen den Bescheid ohnehin keine aufschiebende Wirkung haben und Phoenix die Klage im Jahr 2002 endgültig verloren hatte.

Es gibt viele weitere „Ungereimtheiten“, der Betrug war unseres Erachtens für jeden, der es nur sehen wollte, täglich leicht ersichtlich. So zum Beispiel anhand der täglichen „equity runs“, auf denen das Konto M 2540 immer fehlte.

Die Aufarbeitung des Falles durch den Insolvenzverwalter ist ebenso skandalös wie der Betrugsfall selbst: Der Insolvenzverwalter legt einen unseres Erachtens grob rechtswidrigen Insolvenzplan vor, der ihm selbst zusätzliche Gebühren in Höhe von etwa 8 Millionen Euro gewähren würde Die Hintermänner des Betruges werden nicht ermittelt Geschäftspartner von Phoenix, die zumindest „schlampig gearbeitet“ haben, werden nicht in Regress genommen Stattdessen sollen vollkommen unbeteiligte Finanzdienstleister über die EdW für einen grossen Teil des Schadens aufkommen.

Unser Kommentar

Die Auf- und Abarbeitung des Betrugsfalls Phoenix ist mindestens so skandalös wie die Vor- bzw. Entstehungsgeschichte

Die Anhäufung von Versäumnissen vor und nach Aufdeckung des Betruges sind kaum glaublich.

Die Tatsache, dass weder der Firma Unitreu, die die Jahresabschlüsse der Phoenix aufgestellt hat, noch dem Prüfer Puckler, der die Abschlüsse testiert hat, irgendwelche Ungereimtheiten aufgefallen sind, ist für uns kaum nachvollziehbar (WP Pucklers Gebühren stiegen von ca. DM 30.000 in 1998 auf ca. € 300.000 im Jahr 2004 etwa um das Zwanzigfache).

Oft werden Schneeballsysteme von skrupellosen Finanzmarktanalysten unterstützt, die eine Zeit lang positive Berichte über die Betrugssystem verfassen und in „Branchenblättchen“ veröffentlichen.

Besonders bemerkenswert
– Erteilung einer KWG-Lizenz an Phoenix für ihr Geschäftsmodell mit über 50% Spesen
– Mangelnde Überwachung der Phoenix von 1998 bis 2005 (keine 2 Geschäftsleiter mit KWG-Zulassung u.v.a.m.; Nichtumsetzung eines rechtskräftigen Bescheides des BaKred)
– Keine Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Insolvenzverwalter in Richtung englischer Broker als mögliche Mitverantwortliche (die u.E. für jeden offenkundig falsche Aussage von Milde, dass er der mehr oder weniger alleinige Täter war, hat der Staatsanwaltschaft und den Gerichten „viel Arbeit gespart“ und das wurde offenbar strafmildernd angerechnet)
– Bislang keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen viele der „Partner“ und „Partnerfirmen“
– Bislang keine zivilrechtlichen Schritte gegen Partnerfirmen von Phoenix
– Abrechnungsmodalitäten des Insolvenzverwalters (siehe Gutachten Bork; Einbeziehung der Treuhandgelder in die Berechnungsgrundlage)
– Unseres Erachtens mangelhafte Kontrolle des Insolvenzverwalters durch den Gläubigerausschuss, in dem die EdW prominent vertreten ist
– Millionengebühren für u.E. recht wertlose „Gutachten“ aus dem Umfeld des Insolvenzverwalters; das „Gutachten“, auf dem Arbeit des Insolvenzverwalters seit März 2005 beruht, datiert vom November 2007
– (Fehl-)Konzeption der EdW durch die Regierung

Ziele von Toros:
Der ursprüngliche Betrugsfall muss professionell aufgeklärt werden und alle Mittäter und Mitverantwortlichen müssen ermittelt werden

Eine korrekte Abwicklung des Insolvenzverfahrens muss sichergestellt werden (Anträge auf Ablösung des Insolvenzverwalters und Einsetzung eines Sonderinsolvenzverwalters)

Im Zuge der Aufarbeitung können die Mängel der Überwachung aufgedeckt werden – im Interesse der Verhinderung gleichartiger Betrugsfälle in der Zukunft.

Mittäter und Insolvenzverwalter i.w.S. (Gutachtenkosten) müssen in Regress genommen werden

Die von Phoenix Kapitaldienst GmbH geschädigten Anleger sollen schnellstmöglich (bei korrekter Handhabung des Insolvenzverwalters hätte dies u.E. bereits im Jahr 2005 geschehen können) einen Teil ihres Geldes zurückerhalten, Etwa 170 Millionen Euro Treuhandgelder stehen dafür sofort zur Verfügung.

Die anderen Finanzdienstleister sollen nicht verfrüht und unangemessen durch möglicherweise verfassungswidrige EdW-Beiträge geschädigt werden (eine grosse Mitverantwortung für die Höhe des Schadens liegt bei den Aufsichtsorganen – insofern erscheint es angemessen, wenn der Staat bis zu einer lückenlosen Aufklärung und Aufarbeitung selbst in Vorlage tritt, sofern die Anleger vorab über die Auszahlung der Treuhandgelder hinaus entschädigt werden sollen).

Wenn die Regierung im Herbst 2008 vollmundig ankündigt, dass Anleger zukünftig nicht mehr in drei Monaten nach Eintritt des Schadensfalls entschädigt werden sollen, sondern in drei Tagen (was schon rein technisch gar nicht möglich sein dürfte), sollte die Regierung ihren eigenen Ankündigungen gerecht werden und der staatlichen EdW die benötigten 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen, die benötigt werden, um die Phoenix-Anleger, die seit dem Jahr 2005 auf ihre Entschädigung warten, endlich zu entschädigen.

Anmerkung: mit diesen Ausführungen unterstellen wir niemandem eine strafbare Handlung.

PDF Dokumente:
Anlage Broschüre MA
Broker Bailey Shatkin
Broker Gardner Abrech
Broker Mocatta Abrech
Broker Phoenix London
Liste Konten MAN an Puckler ohne M2540
Phoenix Prüfungsbericht 2000 Teil 1
Phoenix Prüfungsbericht 2000 Teil 2
Urteil Verwaltungsgericht
WpHG Bericht2003

Broker Bailey Shatkin

E&Y I

Prospekt PMA Broschüre MA

E&Y II

Vertriebspartnerphoenix

Vertriebsvereinbarung

Vertriebsvergütung Phoenix 4 Vertriebe 70 Mio

Liste Konten Man an Puckler ohne M2540

WpHG-Bericht2003

EDW Ende Sonderzahlungen blanko 12 April 2017

E Y Saldenbestätigungen MAN 412 Mio

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