Amerikanische Kriege, ‚Regime Change‘, Imperialismus, Versuch der weltweiten Dominanz
„Wenn man das gesamte 20. Jahrhundert betrachtet, waren die USA der Staat der Welt, der Kriegstreiberei, Interventionismus und Imperialismus am ärgsten betrieben hat. Eine derartige Aussage mag die Einwohner der USA schockieren, die über Jahrzehnte Zielscheibe einer intensiven Propaganda des Establishments über die unveränderliche Helligkeit, die friedlichen Absichten und den Gerechtigkeitssinn des us-amerikanischen Staates in seiner Außenpolitik waren.
Dem Expansionismus des us-amerikanischen Staates kam im Laufe des 19. Jahrhunderts eine wachsende Bedeutung zu und er drückte sich aus im Krieg gegen Spanien (1898), in der brutalen Unterdrückung des nationalen Aufstands der Filipinos (1899-1913), in der Beschränkung der Souveränität Kubas (1902-1934) und in der Quasi-Annexion Puerto Ricos (1917). Die imperiale Ausdehnung der USA erreichte volle Blüte im Ersten Weltkrieg (1914-1928), als Präsident Wilsons Kriegseintritt (1917) die Kampfhandlungen und die Massenschlächterei verlängerten und unbeabsichtigt die grausame Zerstörung verursachte, die direkt zum Triumph der Bolschewiki in Russland und zum Sieg der Nazis in Deutschland führte. Wilsons besonderes ‚Genie‘ bestand darin, einen pietistischen und moralistischen Deckmantel für die neue amerikanische Politik der weltweiten Intervention und Dominanz zu liefern, für eine Politik, die jedes Land nach dem amerikanischen Bild zu formen versuchte, die radikale und marxistische Regimes sowie altmodische Monarchien gleichermaßen bekämpfte. Es war Woodrow Wilson, der die Grundlinien der us-amerikanischen Außenpolitik für den Rest des Jahrhunderts festlegte. Fast jeder nachfolgende Präsident sah sich als ein ‚Wilsonianer‘ und orientierte sich an dessen Politik. Es ist kein Zufall, dass sowohl Herbert Hoover als auch Franklin D. Roosevelt, die lange als direkte Gegensätze betrachtet wurden, wichtige Rollen in Amerikas ‚erstem weltweiten Kreuzzug‘, also im Ersten Weltkrieg gespielt haben und sich beide Männer auf ihre Erfahrungen in diesem Krieg bezogen, als sie die Richtlinien von ihrer zukünftigen Innen- und Außenpolitik festlegten. Und eine der ersten Amtshandlungen von Richard Nixon als Präsident (1969) bestand darin, auf seinem Schreibtisch das Bild von Woodrow Wilson zu platzieren.
Im Namen der ‚nationalen Selbstbestimmung‘ und der ‚kollektiven Sicherheit‘ gegen Aggressionen hat der us-amerikanische Staat konsequent ds Ziel und die Politik der Dominanz über die ganze Welt und der machtvollen Unterdrückung jeder Rebellion gegen den status quo irgendwo auf der Welt verfolgt. Im Namen des Kampfes gegen ‚Aggressionen‘ und als ‚Weltpolizist‘ wurde er selber zu einem großen und dauerhaften Aggressor.“
Murray Rothbard
„Wenn man begreift und zugesteht, dass es die USA anstreben, ihren Willen bei jeder Krise irgendwo in der Welt durchzusetzen, dann wird klar, dass Amerika eine große interventionistische und imperiale Macht darstellt. Die einzigen Orte, an dem die USA ihren Willen nicht durchsetzen wollen, sind die Sowjetunion und die kommunistischen Länder, obwohl sie das in der Vergangenheit versucht haben. Woodrow Wilson versuchte zusammen mit Großbritannien und Frankreich mehrere Jahre lang, den Bolschewismus schon in der Wiege zu zerstören, indem amerikanische und verbündete Truppen nach Russland entsandt wurden, um die zaristischen (weißen) Kräfte in ihrem Kampf gegen die Roten zu unterstützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben die USA alles, um die Sowjetunion aus Osteuropa fernzuhalten und hatten Erfolg damit, sie aus Aserbeidschan in nordwestlichen Iran zu vertreiben. Sie halfen auch den Briten dabei, ein kommunistisches Regime in Griechenland niederzuwerfen.
Von allen neueren Kriegen Amerikas war der Vietnamkrieg bestimmt der traumatischste für die Amerikaner und ihre Haltung zur Außenpolitik. Der amerikanische imperiale Krieg in Vietnam war tatsächlich ein Mikrokosmos dessen, was an der us-amerikanischen Außenpolitik dieses Jahrhunderts in tragischer Weise falsch war. Die amerikanische Intervention in Vietnam begann nicht, wie die meisten Menschen glauben, mit Kennedy oder Eisenhower oder sogar Truman. Sie begann schon am 26. November 1941, als die amerikanische Regierung unter Franklin D. Roosevelt ein scharfes und beleidigendes Ultimatum an Japan richtete, dass dieses seine bewaffneten Kräfte aus China und Indochina, aus dem späteren Vietnam, zurückziehen solle. Das US-Ultimatum eröffnete unvermeidlich den Weg zum Angriff Japans auf Pearl Harbour.“
Murray Rothbard (1973, today in 2024 America tries ‚regime change‘ in Russia through Ukraine)
„Während des tragischen Vietnamkonflikts hielten die USA die Fiktion aufrecht, dass dies ein Krieg gegen die ‚Aggression‘ des kommunistischen nordvietnamesischen Staates gegen den freundschaftlichen und ‚pro-westlichen‘ südvientamesischen Staat sei, der uns zur Hilfe gerufen habe. Tatsächlicher war dieser Krieg ein zum Scheitern verurteilter, aber langwieriger Versuch der kolonialen USA, die Wünsche der großen Mehrheit der vietnamesischen Bevölkerung zu unterdrücken und einen unpopulären Diktator in der Südhälfte des Landes, wenn es sein musste mittels Genozid, an der Macht“
Murray Rothbard